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Hab’ keine Angst

POLITIK-LABOR – Ein Thema, drei Schwerpunkte: Aufmacher, Interviews, Europa-Artikel, Glosse und Lokaltexte aus Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet

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Composing: Robert Michalak
 

Hab’ keine Angst / Leben mit Ungewissheiten
Intro (Link zur Langfassung)

Angst fasziniert. Anderenfalls wären Geschichten über Monster, über erfundene oder wirkliche Katastrophen, Schicksalsschläge oder Verbrechen nicht seit Menschengedenken so erfolgreich. Die Geschichten unterhalten, vielleicht helfen sie dabei, mit dem Ungeheuerlichen im eigenen Leben umzugehen, und ganz sicher verraten sie allerhand über die Gesellschaften, aus denen sie hervorgehen. Ängste sind lebensnotwendig, warnen vor Gefahren, und Anlässe, sich zu fürchten, gibt jedes Menschen Leben reichlich. So stehen alle auch vor der Herausforderung, mit ihren Ängsten umzugehen. Dazu zählen Ängste, die unvermeidlich zum Lebenslauf gehören, zum Erwachsenwerden und Altern, dazu zählen Traumata, die ganze Generationen betreffen, hervorgerufen durch Katastrophen oder Kriege, dazu zählen politische Rahmenbedingungen, die Existenzängste prägen, indem sie immaterielle und materielle Güter ungerecht verteilen.

Hab’ keine Angst / Leben mit Ungewissheiten
Teil 1: Zerstörung und Verlust

Wie beeinflussen Ängste vor nahen oder drohenden Kriegen, vor Terror oder Bürgerkrieg die Gesellschaften? Zu den menschengemachten Katastrophen zählt auch die Zerstörung von Lebensräumen und Ökosystemen. Die Ängste, die hierdurch ausgelöst werden, werden mittlerweile benannt als Solastalgie (Glenn Albrecht), als das Gefühl angesichts der Vernichtung der Trost spendenden natürlichen Umwelt. Wie schwer wiegt dieser Angstfaktor, zumal angesichts global fortschreitender Zerstörung und sich verschärfender Umweltgefahren? Wo liegen Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede zum kollektiven Umgang mit Kriegserfahrungen? Wie konstruktiv können Gesellschaften mit diesen Ängsten umgehen, aus Ursachen und Gründen lernen? Überfordert die Gleichzeitigkeit von Krieg/Kriegsgefahr und ökologischer Zerstörung (zudem die nachwirkende Pandemie) die Gesellschaften?

Hab’ keine Angst / Leben mit Ungewissheiten
Teil 2: Sorgen und Panik

Psychologen benennen drei Formen von Angst: Phobien: Bspw. Angst vor Spinnen, engen Räumen, großen Höhen. Ihre Auslöser lassen sich benennen, mögliche Therapien orientieren sich daran. Sich wiederholende Panikattacken dagegen treten ohne offenbaren Auslöser aus. Betroffene sehen sich mitunter gelähmt, unfähig, zu reagieren, erfahren die Angst als Erschütterung ihres gesamten Lebens. In generalisierten Angststörungen verdichten sich Sorgen um das Wohlergehen der eigenen Person oder anderer Menschen. Genetische Anlagen und Umweltfaktoren haben beide Anteil daran, wie sehr jemand dazu neigt, sich zu fürchten oder eine Angststörung auszubilden. Was bedeutet das für die Therapie und gibt es die vollständige Heilung von schweren Angsterkrankungen? Wie sehr beeinflussen gesellschaftliche Krisen das Auftreten von Ängsten? Welche Rolle spielt das soziale Umfeld?

Hab’ keine Angst / Leben mit Ungewissheiten
Teil 3: Armut und Ausweglosigkeit

Niemand werde in der Krise alleingelassen, Solidarität und Respekt seien die Grundfesten der Gesellschaft – so fassen Stimmen aus der ersten politischen Reihe regelmäßig die Lage im Land zusammen. Dass das gegenwärtig für Millionen von Menschen nicht gilt, spielt offenbar keine Rolle. Kinder- und Altersarmut, Bildungsungerechtigkeit, steigende Lebenshaltungskosten. Die Politik übergeht und verschärft so millionenfach Existenzängste. Politische Ansprachen räumen allerdings große Probleme genau dann ein, ja, zeichnen Angstszenarien („Deutschland, der kranke Mann Europas“), wenn es gilt, neue Zumutungen zu rechtfertigen. Andererseits erstarken nun Gewerkschaften, Arbeiter spüren vermehrt, dass sie sich durchsetzen können. Gibt es also Grund zur Zuversicht, wenn sich an entscheidenden Stellen so deutlich etwas im Interesse der gesellschaftlich Benachteiligten wendet?

Hab’ keine Angst / Leben mit Ungewissheiten
Teil 4: Europa gestalten – Vorbild Irland

Depressionen und soziale Ängste sind seit dem Lockdown verbreiteter als zuvor, zudem die zwanghafte Isolierung vor der Außenwelt, ein Phänomen, das nun als Cave-Syndrom bezeichnet wird. Eine Entdeckung aus Irland könnte neue Therapien erschließen. Wissenschaftler hatten einen Zusammenhang zwischen Bakterien im Verdauungstrakt und sozialen Phobien festgestellt – das Darmmikrobiom von Menschen mit sozialer Phobie weist danach Besonderheiten auf. John Cryan, Neurowissenschaftler am University College Cork, verwies auf die Rolle, die fermentierte Lebensmittel und Nahrungsfasern in der Zukunft für den Umgang mit sozialen Ängsten spielen könnten. So ergibt sich auch ein neuer Ansatz, mit dem Cave-Syndrom umzugehen.

Hab’ keine Angst / Leben mit Ungewissheiten
Teil 5: Glosse – Eine Geschichte mit tödlichem Ausgang

„Lasst das mal eine Frau machen“, sagt Danielle, schiebt sich mit einem ausladenden Hüftschwung zwischen Liam und Kenneth und beugt sich über die komplizierte Apparatur. „Wie unrealistisch!“, spottet Vadder Kleinemann von seinem Fernsehsessel aus, wobei ihm Chipskrümel in den Bart rieseln. „Was? Dass sie mithilfe eines Taschenmessers und eines Gummibands inmitten der Zombieapokalypse das Internet wiederherstellen?“, fragt Mudder Kleinemann vom Sofa daneben. „Nee, dass eine Frau das hinbekommt. Höhö.“. Bevor sie jedoch Kontakt mit der Außenwelt aufnehmen können, rumpelt etwas hinter ihnen. Vadder und Mudder Kleinemann zucken zusammen. „Habt ihr das gehört?“, fragt Teenager-Sohn Kleinemann. „Ja, klar. Da ist sicher einer dieser Zombies bereits die Treppe hoch“.

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