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Kongo geht auch anders

01. Oktober 2010

Die ehemaligen Strassenkinder bei der Fidena - Theater Ruhr 10/10

Kultur ist ein mächtiger Menschenmagnet. Manchmal kann sie sogar Kirchen wieder füllen, das freute auch den Domprobst der Bochumer Kulturkirche Christ-König. Für die Fidena-Produktion „King Kongo“ waren junge Musiker aus Kinshasa angereist und erzählten in Lingala und Französisch eine bittersüße Geschichte: Einst war ihr Heimatland ein afrikanisches Königreich, eins der größten überhaupt. Dann wollte Leopold II. von Belgien Anfang des 20. Jahrhunderts unbedingt auch eine Kolonie besitzen. Da in seinem Land niemand Interesse daran hatte, wurde das Kongodelta dann eben sein privater Besitz. Und wie so üblich unter Kolonialmächten ging das nicht ohne Sklaverei, Ausbeutung und Hände abhacken. Erst 1960 wurde der Kongo unabhängig, Patrice E. Lumumba erster Ministerpräsident. Doch der war in den USA nicht wohlgelitten, wahrscheinlich versteckte er auch „weapons of mass destruction“, und wurde deshalb ermordet. Die Macht ergriff Joseph Mobutu, kein Freund seiner Landsmänner, aber mit großen Taschen und Helfershelfern bei CIA und den belgischen Exherren. Und die Hände der Kongolesen zittern heute immer noch.

Soweit die verkürzte Historie, die die ehemaligen Straßenkinder im christlichen Querschiff als wildgewordene Brassband aufführten. Mit unglaublichem Spielwitz, mit kindlichem Übermut und einer gehörigen Portion vom ganz bösen Humor trompeteten sie den Besuchern das immerwährende Unrecht um die Ohren. Und da saßen sie da, beklatschten brav die Musikeinlagen, freuten sich über den quirligen elfjährigen Dieumerci Mbyavanga, der wie ein Großer seine Rolle als wissender Trommler abspulte. Eigentlich merkten nur wenige, dass unsichtbare Spiegel Ursache und Wirkung zurückwarfen, das der ernste Kern im wilden Tanz viel ernster ist als die lustige Geschichte vom armen König aus dem klitzekleinen Land, der wohl viel Platz brauchte für seinen vielen Reichtum, der sich aber eben auch schnell als Handabhacker entpuppte. „Für ein Stückchen Brot und einen Schluck Rotwein haben die Vorfahren unser Land verkauft“, sagt Saxophonistin Nathalie Mbiya Kadima (14) heute. Die Jugendlichen haben das Kernproblem verstanden, doch wir wollen das immer noch nicht zur Kenntnis nehmen, mit ein paar Euros in den Klingelbeutel ist es da nicht getan.

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