An den Gastspielen in der Veranstaltungs-Zeltstadt an der Stadtgrenze zwischen Bochum und Witten lässt sich die steile Karriere von LaBrassBanda seit deren Gründung vor elf Jahren ablesen. 2011 feierten sie beim Zeltfestival im kleinsten Zelt ihr Debüt, sorgten schon zwei Jahre später für ein ausverkauftes Haus im mittelgroßen Zelt und sind mittlerweile in der Lage, das immerhin 5000 Besucher fassende Hauptzelt ordentlich zu füllen. Dies gelang der Band aus Übersee am Chiemsee schon 2017 und auch am Abend des 19.8. „Es ist eine große Ehre für uns, dass wir in diesem Jahr direkt wieder zum Zeltfestival eingeladen worden sind“, freute sich Frontmann Stefan Dettl auf der Bühne.
Die Bescheidenheit wirkte authentisch, auch wenn die modernen Blasmusiker mittlerweile Erfolge weit über Deutschland hinaus vorweisen können. Dettl ging in seinen höchst unterhaltsamen Ansagen immer wieder auf Erlebnisse von den internationalen Tourneen ein. LaBrassBanda sind unter anderem bereits in Australien, Brasilien, Marokko, im legendären Rockclub „Whisky a Go Go“ in Los Angeles und auf dem Roskilde Festival in Dänemark aufgetreten. Beim Letztgenannten habe die Band vom zeitgleich stattfindenden, lustlosen Auftritt der Brit-Rocker Oasis auf der Hauptbühne profitiert, der Tausende von Zuschauern ins Zelt zu den damals völlig unbekannten Bayern getrieben habe – eine Anekdote, die beim ohnehin blendend gelaunten Publikum am Kemnader See bestens ankam. So hatte Dettl als Animateur leichtes Spiel – für Mitsing- und Mitklatsch-Spiele aller Art und sogar für einen Souldance-Crashkurs, bei dem sich das große Zelt in eine überdimensionale Tanzschule verwandelte. Der Funke der sehr bewegungsfreudigen Band sprang auf die Besucher über.
Doch LaBrassBanda sind keineswegs nur eine Spaß- und Partyband. Auf der Zeltfestival-Bühne präsentierte sich ein eingespieltes Ensemble aus studierten Musikern, die ihren ureigenen Stil in mittlerweile über 1000 Auftritten perfektioniert haben. Das treibende Zusammenspiel von Bass, Schlagzeug und Tuba bildet ein schlagkräftiges Fundament für Trompeten, Posaune und den Gesang von Dettl, der mal melodiös, mitunter aber auch im Scat-Gewand („Bauersbua“) daherkommt. In Songs wie „Australien“, bei denen die Blechbläser auch Didgeridoo-Klänge nachahmen, offenbarten die Süddeutschen ihre internationalen Einflüsse. Das Stück, so berichtete der Sänger augenzwinkernd, habe der Mann an der Tuba komponiert – der passenderweise (Stefan) Huber heißt und den allgemeinen Dresscode „Lederhose und Barfuß“ mit einer Jeans konterkarierte. „Wir mussten es von anderthalb Stunden auf drei Minuten kürzen, ein paar Töne und Text hinzufügen, aber ansonsten ist es sein Song“, führte Dettl aus.
Dass sich LaBrassBanda auch souverän in Pop-Gefilden bewegen können, stellten sie im Schlussdrittel des Auftritts mit der Hitsingle „Nackert“ unter Beweis, die den Bayern 2013 beinahe die Teilnahme am Eurovision Song Contest beschert hätte. Mit Zitaten aus dem Dance-Klassiker „Rhythm is a Dancer“ und – zur großen Freude des Publikums - der Titelmelodie der Zeichentrickserie „Captain Future“ neigten sich äußerst kurzweilige 90 Minuten dem Ende zu. Nach dem Finale auf der großen Bühne war das Gastspiel von La Brass Banda allerdings noch nicht beendet. Im Zeltfestival-Biergarten präsentierten sich die Musiker anschließend bei einer Blasmusik-Session im kleinen Rahmen noch als Band zum Anfassen.
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