Der Kabarettist Matthias Reuter hatte sich viel vorgenommen: Mit seiner neuen Veranstaltungsreihe „Liedermacher“ will er beweisen, dass die Oberhausener BürgerInnen Musikgeschmack haben. „In der Zeitung „Die Welt“ stand, dass Oberhausen den schlechtesten Musikgeschmack in ganz Deutschland hat. Das gefiel mir gar nicht“, erklärte Matthias Reuter die Entstehung der Idee zu der neuen Veranstaltungsreihe. Die Umfrage, auf die sich die Tageszeitung berief, hatte gemessen, welche Songs von OberhausenerInnen am meisten über die Internetplattform Spotify aufgerufen werden. „Die ersten drei Titel waren nur Schlager und dann kamen nur Lieder von Gangsterrappern. Ich will zeigen, dass die Menschen hier sehr wohl Musikgeschmack haben, deshalb habe ich einige Liedermacher eingeladen“, fuhr Reuter an diesem 22.4. fort.
Matthias Reuter eröffnete den Abend selbst mit einem Stück auf dem Keyboard, in dem es um Steuerhinterziehung geht. Bei seinem zweiten Stück bekam er Unterstützung vom Oberhausener Gitarristen Dirk Baranowski. Gemeinsam spielten sie „Revolution in der Pflege-WG“, das sich mit dem Vorschlag auseinandersetzt, SeniorInnen sollten doch zukünftig in Wohngemeinschaften leben und sich gegenseitig versorgen.
Weiter ging es mit dem Auftritt von Ralf Neumann, der ebenfalls von Dirk Baranowski begleitet wurde. Verstärkung bekamen sie von Katrin Ebbert am Bass. Die Stücke von Neumanns neuem Album „Pocket of Moments“ kamen eher ruhig daher, geprägt vom eindrucksvoll-emotionalen Gesang. Bekannt ist der Singer-Songwriter auch durch seine andere Band „Tschakor“. „Wir haben da über 150 Frauen in verschiedenen Songs erwähnt. Ich habe jetzt ein Stück geschrieben, in dem sie alle vorkommen“, erklärte Neumann vor dem Stück „Candles“.
Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der Auftritt des Comiczeichners und Schauspielers Gymmick, der 2001 den Rio-Reiser-Songpreis gewonnen hatte. Mit Mimik und Grimassen leitete er seinen Auftritt ein und spielte einen Song, in dem er verschiedene Tiere vorstellte. Auch verfremdete er das Lied „Männer“ von Herbert Grönemeyer und sang eine Parodie auf die Hühnerwelt. Das Publikum animierte er zum Mitmachen und hatte dabei die Lacher auf seiner Seite. Politisch wurde es bei dem gesellschaftskritischen Song „Wenn du schon wohnst“, den Gymmick für die Nürnberger Obdachlosenorganisation „Straßenkreuzer“ geschrieben hat und in dem er die Lebenssituation von Menschen ohne festen Wohnsitz beschreibt. Nämlich als eine, die vom Pfand sammeln, dem Leben auf der Straße und Polizeikontrollen geprägt ist.
Der Oberhausener Gitarrist Alex Marone spielte gemeinsam mit Matthias Reuter noch ein Stück der „Eagles“ und überzeugte dabei mit seiner rauchigen Stimme. Die gemütliche und lockere Atmosphäre sowie die musikalisch-anspruchsvolle Musik trugen dazu bei, dass die Premiere der Veranstaltungsreihe mehr als gelungen gelten kann. Der nächste „Liedermacher“-Abend findet am 1. Juli 2016 im Zentrum Altenberg statt.
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