Zum Auftakt einer dreiteiligen Bauhaus-Reihe zeigt das Museum Folkwang eine feine, kleine Feininger-Schau mit 33 Werken aus hauseigenem Besitz: neben zahlreichen Grafiken vier Ölgemälde und eine anrührende handgeschnitzte Spielzeugstadt aus windschiefen Holzhäuschen.
Der Deutsch-Amerikaner Lyonel Feininger (1871–1956), das merkt man dem Miniskulpturenensemble in der Vitrine an, startete seine Karriere als Karikaturist mit humoristische Zeichnungen, bevor er als Grafiker und später als Maler berühmt wird. Er war der erste Künstler, den Gropius 1919 als Leiter der Druckwerkstätten ans Bauhaus berief, und gehört zu den Meistern der Klassischen Moderne – ein Solitär in der Künstlerlandschaft, der Futurismus, Kubismus, Expressionismus in seinen Bildern zu seinem markanten Abstraktionsstil vereinigte, den er „Prismatismus“ nannte.
Stadt- und Dorfszenen, auch menschliche Figuren brach er in geometrische Formen auf und setzte Splitter und Rechtecke auf dem Bildgrund wieder zum Motiv zusammen, leicht verkantet, wie vom Winde verweht und sich dann gegenseitig stützend, was jeder Schwarz-Weiß-Grafik eine unnachahmliche Dynamik verleiht. Kommt noch Farbe ins Spiel, schillernd die Motive wie durch einen geschliffenen Kristall betrachtet.
Paradebeispiel für Feiningers Malerei ist die kleine Dorfkirche von Gelmeroda bei Weimar, an der sich der Künstler rund 30 Jahre lang in Holzschnitten, Radierungen, Zeichnungen und 13 Gemälden geradezu abarbeitete. Eines der bekanntesten Versionen ist „Gelmeroda IX“ von 1926, Teil der Museumssammlung und der Ausstellung. Das spätromanische Backstein-Kirchlein mit spitzem, schlankem Turm wird hier zur lichten, fast ätherischen Kathedrale transzendiert. Die „Feininger-Kirche“, tausendfach reproduziert – hier hängt das Original mit seinen zart schimmernden Farblasuren.
Um jedes der vier ausgestellten Gemälde – Kirche, Dorfstraße, Seestück mit Leuchtbake – gruppieren sich grafische Varianten des Motivs, Holzschnitte, Drucke, die den Cartoonisten im Prismaisten nicht verleugnen. Die Figuren, die durch Feiningers Szenarien torkeln, sind Karikaturen mit Schmunzelfaktor, ohne dass dies das Motiv ernsthaft beschädigt. Kurz, die kleine Kabinettausstellung ist außerordentlich gelungen, weil man ohne weiteren Background Feiningers Schaffensprinzip versteht und Spaß an seinem Spiel mit Formen und Farben gewinnt.
Bauhaus am Folkwang | bis 14.4. | Museum Folkwang | Museumsplatz 1 | 45128 Essen | 0201 8845 000 | www.museum-folkwang.de
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