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"McBeth"
Uwe Stratmann

Marionetten der Macht

25. Februar 2011

Ein sehenswerter McBeth - Theater Ruhr 03/11

Die Welt von Heerführer McBeth ist allzeit geschützt durch einen Körperscanner. Obwohl das Piepen niemanden zu interessieren scheint. Egal wer die zentral auf der Bühne stehende rollende Tür durchschreitet – es piept. Unbewaffnet ist also niemand in der interessanten McBeth-Version von Claudia Bauer am Wuppertaler Schauspielhaus. Auch Shakespeare hätte bestimmt seine Freude an dieser abgedrehten Inszenierung gehabt.

Es geht um den „großen Mord“, um Karriere als universelle Lebensform, auch wenn der zu Beglückende gar nicht will, oder zumindest nicht danach drängt. Doch die schicke Lady McBeth (Sophie Basse) weiß, was sie will. Schon beim Entree, bei dem das ungleiche Paar die Zuschauer per Handschlag begrüßt, moderiert sie offen ihre neureichen Ziele ins Mikro. Das wird schneller gehen als sie denkt, im Hintergrund lauern schon die Hexen im Nebel. Daniel Breitfelder, Sebastian Stert und Marco Wohlwend spielen sie als Ausgeburten eines Horrorfilms, mit langen, verdreckten Perücken, in zerrissenen Strumpfhosen und in einem Interieur aus Müllresten, Puppengliedern und Dreck. Dazu spielen die drei alle anderen Rollen und allein die Kostümwechsel sind eine lustvolle Angelegenheit.

Claudia Bauer hinterfragt in ihrer Inszenierung mit schöner Choreografie und Personenführung auch die Wirkung von Fremdsteuerung hoher Persönlichkeiten, die, ohne das sie wollen, nach kurzer Zeit in einen unaufhaltbaren Strudel von Macht und Gier nach Geltung gezogen werden. McBeth wird dabei eigentlich nur zur Projektionsfläche der Träume seiner Gattin. „Sitting on the top of the world“, der alte Bob Wills Countryschinken, wird zum Running-Song quer durch den Klassiker, in dem natürlich blutig gemordet, elysisch gehaucht und eklig mit Erde rumgeschmiert wird.

Doch zuviel Trash führt irgendwann zu überreizter Aufmerksamkeit, selbst wenn die Transformation vom treuen Heerführer zum recht dilettantischen Königsmörder nur über typische Partnerschaftsstreitereien gelingen will, die heute gern vor den Flachbildschirmen der Nation konsumiert werden. Als Gegenentwurf hängt ein oller Ölschinken auf der Bühne, der die Landschaft außerhalb des Hexenkessels zeigt, mit dem Wald, der eben immer wieder seit Shakespeares Uraufführung zu McBeths Untergang führt.

Peter Ortmann

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