Im Fernsehen läuft „Bares für Rares“ in Dauerschleife und zeigt, wie beliebt das Trödeln aktuell ist. Damit gemeint ist nicht das prokrastinierende Verschwenden von Zeit, sondern das emsige Stöbern in altem Krimskrams, Tinnef und Nippes. Zwischen Marie Kondos Ausmist-Amok und kapitalistischem Konsumwahn ist das Trödeln der perfekte Kompromiss, der unseren Jagd- und Kauftrieb mit dem guten Gewissen, Gebrauchtes einem neuen Nutzen zuzuführen, versöhnt.
Wer nicht länger auf der Couch hocken und beobachten will, wie Heide Rezepa-Zabel Silber wiegt und Waldi stoisch versucht, Preziosen für 80 Euro in die Eifel zu holen, ist auf dem Nachtflohmarkt im Dortmunder Depot gut aufgehoben. Seit elf Jahren findet die Veranstaltung regelmäßig im Industrieambiente der früheren Straßenbahnwerkstatt und in der für einen Flohmarkt atypischen Zeit von 17 Uhr bis Mitternacht statt. Anbieten dürfen hier nur Privatpersonen, gewerbliche Händler sind ebenso ausgeschlossen wie selbstgemachtes Kunsthandwerk. Erlaubt ist klassischer Trödel in seiner ganzen Pracht. Hier werden Kellerfunde ebenso feil geboten wie Raritäten, die die eine lange los werden und der andere schon lange sein Eigen nennen wollte.
Der Markt zu später Stunde führt in den Wintermonaten auch dazu, dass alle Stände mit individueller Beleuchtung illuminiert und verziert sind. Musikalische Live-Acts, auflegende DJs und Performances begleiten traditionell das emsige Stöbern im Widerschein der Nacht. Die Künstler stammen dabei aus dem Umfeld der „Elektronischen Abende am Kamin“. Diese Reihe, kurz Ekamina genannt, ist im Sissy King Kong beheimatet, aber ursprünglich in dem wunderbaren und leider längst vergangenen Cosmotopia entstanden. Wer sich noch an diesen Wohnzimmerclub erinnert, dürfte allein deswegen den Weg nach Dortmund suchen, als erstes eine bequeme Sitzgelegenheit ertrödeln und sich danach genießend zurücklehnen. Allemal lohnender, als in die Röhre zu schauen.
Nachtflohmarkt | Sa 25.1. 17-24 Uhr | Depot Dortmund | www.depotdortmund.de
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