Seit nunmehr drei Jahren bietet das PENG Festival in Essen lokalen und international etablierten Jazz-Musikerinnen eine Konzert-Plattform. Diesmal gehörte zu den Gästen unter anderem die mehrfach preisgekrönte Hamburger Saxophonistin Anna-Lena Schnabel, die mit ihrem Quartett am 13.10. das Abschlusskonzert im Maschinenhaus auf dem Gelände der Zeche Carl absolvierte.
Marie Daniels aus dem siebenköpfigen PENG-Kollektiv, das das Festival ausrichtet, erklärte vor dem Auftritt der jungen, aber bereits renommierten Musikerin: „Anna-Lena Schnabel ist eine außerordentliche Saxophonistin mit ganz eigenem Sound. Sie hat sich in den vergangenen Jahren auch sehr für die Jazz-Szene in Deutschland eingesetzt. Auch deshalb wollten wir sie unbedingt hier haben.“
Schnabels unkonventioneller Zugang zum Jazz wurde gleich im ersten Stück „Dying Swan Under The Bamboo Moon“ deutlich, bei dem sie ausschließlich das Mundstück ihres Saxophons nutzte, untermalt von sphärischen Klängen des Pianisten Lukas Klapp, ergänzt durch gezupfte Klaviersaiten und Klangschalen. Gefälligkeit steht für die 29-jährige Musikerin nicht oben auf der Prioritätenliste. Das hatte sie schon öffentlich mit ihrem Unmut über die Verleihung des Echo Klassik im vergangenen Jahr kundgetan, bei dem sie als Preisträgerin nicht das von ihr gewünschte Stück, sondern ausgerechnet die einzige Fremdkomposition ihres Albums „Bottles, Books & Bamboo“ spielen durfte. Wohl auch vor diesem Hintergrund betonte Schnabel zu Beginn ihres Essener Konzerts, dass alle Kompositionen an diesem Abend von ihr stammen.
Musikalisch bewegte sich das Programm zwischen ruhigen, atmosphärischen Klangbildern und energischen Improvisationen, zumeist getragen von Schnabels ausdrucksstarkem Saxophon-Spiel. Auch ihren Mitstreitern gewährte sie viel Raum. Giorgi Kiknadze am Kontrabass lieferte ebenso eine längere Solo-Einlage wie Björn Lücker am Schlagzeug. Der vom Drummer eingeleitete Song „Burnout“ wurde von der Bandleaderin scherzhaft als „Björnout“ angekündigt. Überhaupt überzeugte Schnabel nicht nur als Musikerin, sondern auch mir ihrer überaus unterhaltsamen Art, durch das Programm zu führen. Mit trockenem Humor hatte sie immer wieder die Lacher im voll besetzten Maschinenhaus auf ihrer Seite. Kurzerhand gab es da auch schon mal die Umbenennung eines Stücks: Aus „Toy“ wurde „Paper“, weil das normalerweise bei diesem Song eingesetzte Toy Piano nicht den Weg mit nach Essen angetreten hatte. Der etatmäßige Pianist Florian Weber sei normalerweise für den Transport zuständig, erläuterte Schnabel schmunzelnd. „Ich hatte keine Lust, das selbst zu tragen.“
Mit dem kraftvollen, mit Funk-Elementen garnierten „Plop“ ging der Auftritt nach einer knappen Stunde zu Ende – doch das Publikum klatschte das Quartett noch einmal auf die Bühne zurück. Neben der Zugabe „Gute Nacht“, bei der sie zur Querflöte wechselte, hatte Anna-Lena Schnabel noch ein Lob für das PENG-Festival übrig. „Es ist etwas ganz Besonderes, dass Musikerinnen so etwas veranstalten. Ich habe ein solches Festival eigentlich noch nirgendwo anders erlebt.“ Auch an das Publikum richtete sie noch einige freundliche Worte: „Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Das ist das Beste, was man tun kann, um Jazz zu fördern.“
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