Wenn der „Oimel“ in der ersten Reihe als Running Gag und Alkoholkonsum und Prostitution im Ruhrpott reichen, dem fremdbestimmten „Metropolen-Bewohner“ wieder ein „Wir-Gefühl“ einzuhauchen, muss man aufpassen, dass die Schnapsfahne, die den Atem verschlägt, groß genug ist, um den Rest an Ruhr-Bewusstsein, der noch übrig sein könnte, auszuschalten. Denn Gerburg Jahnke ‒ selbst längst Ruhrpott-Ikone ‒ spielt in ihrer flotten Inszenierung von „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ so sehr mit den abgedroschenen Klischees, dass einem das trotz Drehbühne auch mal gehörig auf den Sack gehen kann. Aber wie sagen wir so schön: „Auf dem Tisch gehen sie kaputt“, und wem das (zugegeben großartige) Anke Zillich-Bombardement an Ruhrie-Bonmots gefällt, der kam auf seine Kosten, inklusive orgiastischem Stöhnen und den üblichen Fußball-Possen rechts und links vom VFL Bochum (sorry, wir danken eben ewig unsern Hebbert).
Für einen Geierabend ist die Struktur des Stückes zu linear, für eine Theater-Komödie zu platt, es ist ein furioses Genre-Singspiel mit historischen Bezügen ‒ oder wie der ältere Einheimische sagen würde: Jau, so war et, oder Mensch, so isset doch immer noch.
Der Roadmovie-Plot um Mord und Totschlag im Milieu: Omma war Wirtschafterin im Puff in Essen-Rellinghausen, bis sie den brutalen Zuhälter Herbert mit einer Flasche Korn erschlägt und mit Hure Mitzi in die Hauptstadt zur Schlüppi-Designerin und Enkelin Bianca flieht. Neuer Puff, neuer Zuhälter, neuer Totschlag ‒ aber immer einen Samtkragen-Mix im Pinnchen. Das Publikum jubelt, einer buht. Das passt.
„Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ | R: Gerburg Jahnke | 2., 8., 23.3., 3.4. je 19.30 Uhr | Schauspielhaus Dortmund | 0231 50 27 222
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