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Die Kassierer
Foto: Presse

Mit Bier aus den Höllen

19. Februar 2020

Zukunft in Ruhrgebietstheatern – Prolog 02/20

Nun ja. Was heute noch nach Märchen klingt, kann morgen schon Wirklichkeit sein. Kein schwarzweiß Science-Fiction, sondern eine bunte Punk-Operette von Andreas Beck und Thorsten Bihegue im Theater Dortmund setzt dieses uralte TV-Zitat im Kopf frei. Ursache ist die krude Geschichte, die in „Die Kassierer und Die Drei von der Punkstelle“ erzählt wird: Da steckt das Ruhrgebiet in einer dunklen Zukunft. Nicht das Wölfe durchs menschenleere Gelsenkirchen streifen oder Westwestfalen nach der so genannten Pumpenkatastrophe abgesoffen ist, nein, viel schlimmer: Alle Brauereien im Revier liegen in der Hand eines bösen Investors namens „Der Konsul“, selbst das herrlich herbe Pils (ich bin Bochumer) schmeckt nur noch nach Plörre, was man ja heute schon an einer ähnlichen Marken-Konzentration nahe der Dresdner Heide feststellen könnte. Doch im Musiktheater mit den alten Punkern aus Wanne geht’s eben nur um die zukünftig entvölkerte Metropol-Region und erst als Punk-Legende Wölfi nach mehr als einem Jahr spurloser Verschwundenheit zurückkehrt, scheint Rettung in Sicht, doch die tolle Idee nun selbst Bier zu brauen hat einen fatalen Haken: Wölfi verwandelt jedes Bier, das er anfasst in Wein und dann taucht die schöne Laika auf, ich hoffe nicht aus dem Weltall. So weit so krude, immer gewiss: „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ (Die Kassierer).

Das hätte vielleicht auch Dante Alighieri denken können, als er in der Göttlichen Komödie die neun Höllenkreise durchwanderte. Das Stück „INF²ERNO“ in der Casa des Essener Grillo-Theaters lehnt sich an diese mystische Reise an, das Medienkollektiv sputnic erzählt die Heldenreise allerdings als „Live Animation Cinema“, das ist live hergestellter Trickfilm mit Bühnenperformance. Sie schicken die Programmiererin Ada mit Dante, Vergil und Orpheus in die irdischen Höllen zu Beginn des 21. Jahrhunderts, lassen sie einen letzten Blick auf das Anthropozän werfen, um dann die Utopien des Transhumanismus zu erreichen, der mit Gottwerdung des Menschen und der Erschaffung einer alles beherrschenden Künstlichen Intelligenz einhergeht. Nun wir alle wissen, schon Rick Deckard wusste es besser und sein epischer Kampf gegen Replikanten fand immerhin schon im letzten Jahr statt.

„Die Kassierer und Die Drei von der Punkstelle“ | Sa 7.3.(P) 19.30 Uhr | Schauspielhaus Dortmund | 0231 502 72 22

„INF²erno“ | Sa 29.2.(P) 19 Uhr | Casa Essen | 0201 812 22 00

PETER ORTMANN

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