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Spätes Coming-Out: Ted Haggard (E. Freye)
Laura Sander

Sittengemälde für Eingeweihte

29. April 2011

„Ted-Haggard-Monologe” im Studio Dortmund - Theater Ruhr 05/11

„Moral hat keine Schlupflöcher!“ Abtreibung? Homo-Ehe? Darüber wollte Ted Haggard erst gar nicht diskutieren. Was davon zu halten sei, sagte er, stehe eindeutig in der Bibel. Aber „Pastor Ted“ war auch von einem starken Missionierungsdrang getrieben. Also zog er durch die Schwulenbars, um die vom rechten Weg Abgekommenen zu „heilen“. Und die rund 30 Millionen evangelikalen Christen in den USA liebten ihn für seine religiöse Geradlinigkeit und Konsequenz. Dumm nur, dass Haggard genau damit auch seinen heimlichen Geliebten Mike, einen Callboy, auf die Palme trieb. Dem platzte irgendwann der Kragen und outete „Pastor Ted“ als heimlichen Homo in den Medien. Die Karriere Haggards, der zu den einflussreichsten Predigern der USA und zu den Beratern von US-Präsident George W. Bush zählte, war schlagartig beendet.

Den jungen New Yorker Dramatiker Michael Yates Crowley inspirierte der Fall zu einem Kammerspiel, in dem er die wahre Geschichte mit fiktiven Aussagen Haggards und seines nahen Umfelds vermischte. Nun ist das Stück in Produktion von Regisseur Bastian Tebarth mit Ekkehard Freye als einzigem Darsteller auf der Studiobühne des Dortmunder Schauspiels zu sehen.

Neun Figuren lässt Autor Crowley in seinem Stück zu Wort kommen. Dass alle von einem einzigen Darsteller verkörpert werden, war ursprünglich aus der Not geboren. Aus Geldmangel sollte es statt einer Uraufführung nur eine Lesung geben. Dann aber entschloss sich Crowley doch noch, selber alle neun Rollen zu spielen. Um deutlich zu machen, in welcher Rolle er gerade steckte, schrieb er dazu den jeweiligen Namen an die Tafel. In Dortmund wird darauf verzichtet. Zwar gelingen dem glänzenden Darsteller Freye die Rollenwechsel und auch die Kostüme liefern Anhaltspunkte. Die Unterscheidung bleibt verwirrend. Zumal die Monologe den Zuschauer in eine christlich-fundamentalistische Gedankenwelt führen, die dem US-Publikum zwar vertraut ist, dem deutschen Publikum aber befremdlich erscheint. Die verquaste Rhetorik der Evangelikalen ergibt manche Komik, vieles bleibt dem weniger intimen Kenner der US-Konservativen aber einfach unzugänglich.

„Ted-Haggard-Monologe“ von Michael Yates Crowley I R: Bastian Tebarth I Theater Dortmund (Studio) I So 22.5. 18.30 Uhr I 0231 502 72 22

KARSTEN MARK

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