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„Angstmän“ braucht Hilfe
Foto: Matthias Stutte

Sozio-Comic-Helden

26. Mai 2011

„Angstmän“ in der Essener Box - Theater Ruhr 06/11

Bei der Premiere war das Haus voll – voller Erwachsener. Das „panische Kammerspiel für alle ab 8 Jahre“ von Hartmut El Kurdi handelt von Jennifer, die von ihrer arbeitenden und anscheinend auch alleinerziehenden Mutter (zu) oft alleine gelassen wird, weshalb sie sich mit sich selbst beschäftigen muss, was Fernsehen und haufenweise ungesundes Zeug mampfen heißt. Allerdings überkommt das Mädchen, so ganz alleine, auch die Angst und sie wünscht sich, dass Mama jetzt doch bitte kommen soll. Ihre Liste der zehn Dinge, die sie immer schon tun wollte, etwa mit Schuhen auf dem Sofa springen, muten da auch eher wie der Racheakt eines emotional vernachlässigten Kindes an. Dieser latente Vorwurf muss so mancher berufstätigen Mutter im Publikum übel aufgestoßen sein und so einige neue Männer dürften sich gefragt haben, warum ein Vater in diesem Universum nicht auftaucht, nicht einmal zum Vermissen.

Da hilft es auch nicht viel, dass die Protagonistin später darauf besteht, Jennifer-WOmän zu sein, schließlich dient das nur als Gaglieferant und macht das berechtigte Anliegen damit lächerlich. Schade, denn Laura Kiehne als Jennifer ist ein toughes Mädchen jenseits von Lillifeeprinzesschen, die es auch mit Superhelden bzw. -schurken aufnehmen kann. Diese Comicwelt poltert zunächst in Gestalt von Angstmän, nach eigenen Aussagen „der größte Schisser im ganzen Universum“, herein. Der (Anti-)Held in Strumpfhose ist auf der Flucht vor Pöbelmän, der es seit der Superheldenschule auf ihn abgesehen hat. Stefan Diekmann als fieser Fettsack irgendwo zwischen Ruhrpottasi und Helge Schneider ist äußerst sehenswert. Nach einigen Verfolgungsjagden in bester Slapstickmanier ist die intergalaktische Auflösung: der Bully wurde früher selbst gehänselt und ist eigentlich doch „ein Lieber“. Was das mit Jennifers Angst vor dem Alleinsein zu tun hat steht in den Sternen. Die schauspielerische Leistung, das kreative Bühnenbild und die einfallsreichen Anti-Superheldenkostüme entschädigen aber für Ungereimtheiten und lassen „Angstmän“ zu einem vergnüglichen Abend eben ab acht Jahren werden.

„Angstmän“ von Hartmut El Kurdi I R: Karsten Dahlem I Theater Essen (Box) I Di 7.6., Mi 8.6., Fr 17.6., So 19.6., Di 21.6., Mo 27.6., Di 28.6. je 9.30 Uhr, Fr 17.6. 17 Uhr, So 19.6. 15 Uhr I 0201 812 22 00

Anna Schiff

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