Durch die Welt des Tanzes zieht sich ein Bruch der Generationen und der Technik. Eben noch hat man in Köln überlegt, ob es mit dem Festival Tanztausch noch so weitergehen kann wie bisher. Auch in Wuppertal feiert das Festival Tanzrauschen sein zehnjähriges Jubiläum mit internationalen Tanzfilmen, die vom 9. bis 13. August präsentiert werden. Dort haben Kerstin Hamburg und Marc Wagenbach vor zwei Jahren mit ihrer Screen Dance Academy schon die Weichen für eine neue Ausrichtung gelegt. „Die Frage, wie wir weitermachen, stellte sich uns auch deshalb, weil wir auf gefährliche Weise erfolgreich waren. Schnelles Wachstum birgt Gefahren. So dass wir überlegen mussten, worauf wir uns in Zukunft konzentrieren wollen“, erklärt Marc Wagenbach.
Angesichts der neuen technischen Möglichkeiten in der Arbeit mit Virtual Reality und Metaverse offenbarte sich schnell die Erkenntnis, dass die eigentlichen Experten auf diesem Gebiet zur Generation Z gehören. Den jungen Tanz- und Filmbegeisterten soll der Schwerpunkt des Festivals gehören. Im Begriff „transmediales Storytelling“ ist das Konzept schon fast komplett enthalten. Die Idee besteht darin, eine Geschichte durch verschiedene Medien hindurch zu erzählen.
Geschichten gehorchen bestimmten dramaturgischen Gesetzen, die sind seit Lessings Hamburgischer Dramaturgie im Grunde gleichgeblieben. Digitale Werkzeuge ändern daran nichts. Dennoch können sie attraktiv sein, „wenn man das Spezifische jedes Mediums herausarbeitet“, meint Marc Wagenbach, der mit Kerstin Hamburg die Academy leitet. Im Filmprojekt „Organic Growing“ wurde dieser Ansatz mit Schüler:innen schon faszinierend verwirklicht.
Der Tanz verlangt eigene Formen des Geschichtenerzählens. Es wird interessant für die Filmschaffenden, wenn man Bewegung von der zweiten in die dritte Dimension transformiert. Begeistert erzählt Marc Wagenbach, wie sich mit den Mixed Realities die Wahrnehmung der Welt verändert und dabei politische und soziale Perspektiven an Bedeutung gewinnen. Tanzrauschen scheint den Nerv der Gegenwart erkannt zu haben. Ästhetik ist hier nicht bloß eine Brille, durch die die Welt stylisch präsentiert wird, sondern ein Instrument der Erfahrung, mit dem Geschichten ihre Substanz erhalten.
Screen Dance Academy #3 – Transmedia Storytelling | 9.-13.8. | CoWerk18 / Alte Knopffabrik, Wuppertal | Eintritt frei (mit Ausnahme der Masterclass) | https://tanzrauschen.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Plötzlich und heftig
Das Land NRW kappt Säulen der Tanzförderung – Tanz in NRW 04/25
Baum der Heilung
„Umuko“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 03/25
Tanz der Generationen
„Kaleidoskop des Lebens“ von Choreografin Suheyla Ferwer – Tanz in NRW 03/25
Überraschungen vorprogrammiert
Das Urbäng Festival 2025 in Köln – Tanz in NRW 02/25
Wenn KI choreografiert
„Human in the loop“ am Düsseldorfer Tanzhaus NRW – Tanz an der Ruhr 01/25
Tanzen, auch mit Prothese
Inklusive Tanzausbildung von Gerda König und Gitta Roser – Tanz in NRW 01/25
Die Erfolgsgarantin
Hanna Koller kuratiert die Tanzgastspiele für Oper und Schauspiel – Tanz in NRW 12/24
Die Grenzen der Bewegung
„Danses Vagabondes“ von Louise Lecavalier in Düsseldorf – Tanz an der Ruhr 12/24
Krieg und Identität
„Kim“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 11/24
Im Kreisrund sind alle gleich
4. Ausgabe des Festivals Zeit für Zirkus – Tanz in NRW 11/24
Liebe ist immer für alle da
„Same Love“ am Theater Gütersloh – Prolog 11/24
War das ein Abschied?
Sônia Motas „Kein Ende“ in den Kölner Ehrenfeldstudios – Tanz in NRW 10/24
Gegen den ewigen Zweifel
Die Ruhrfestspiele 2025 in Recklinghausen – Prolog 04/25
„Kunst hat keine Farbe, Kunst ist Kunst“
Isabelle und Fabrice Tenembot vom Verein Afrikultur über das 4. Mboa-Festival in Dortmund – Interview 04/25
„Der Text hat viel mit heute zu tun“
Regisseurin Felicitas Brucker über „Trommeln in der Nacht“ am Bochumer Schauspielhaus – Premiere 04/25
Das gefährliche Leben von Kindern
„Blindekuh mit dem Tod“ am Jungen Schauspiel in Düsseldorf – Prolog 03/25
Tanzen bis zum Umfallen
46. Duisburger Akzente – Festival 03/25
Kabarett, Cochem-Style
„Zu viele Emotionen“ von Anna Piechotta in Bottrop – Bühne 03/25
Gewinnen um jeden Preis?
„Alle spielen“ im Studio des Dortmunder Theaters – Prolog 03/25
„Ich liebe die Deutungsoffenheit“
Regisseur Roland Schwab über „Parsifal“ am Essener Aalto-Theater – Interview 03/25
„Die Kraft des Buchs besteht in der Aufarbeitung“
Bettina Engelhardt inszeniert Bettina Flitners Roman „Meine Schwester“ am Essener Grillo-Theater – Premiere 03/25
Was wirklich in den Sternen steht
„Liv Strömquists Astrologie“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Prolog 02/25
Tanzende Seelen
„Dips“ am Opernhaus Dortmund – Tanz an der Ruhr 02/25
„Eine Frau, die förmlich im Leid implodiert“
Regisseurin Elisabeth Stöppler über „Lady Macbeth von Mzensk“ in Düsseldorf – Interview 02/25