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Tradition gibt Sicherheit

29. Januar 2011

„Anatevka“ in Gelsenkirchen - Theater Ruhr 02/11

Das Leben ist nicht einfach im Dörfchen Anatevka in der zaristischen Ukraine zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es sind überwiegend Juden, die im „Schtetl“ leben. Gegenüber ihren russischen Nachbarn grenzen sie sich ab. Die Angst vor Übergriffen ist groß und berechtigt. Also halten die Juden zusammen und ihre Traditionen hoch. Die Tradition gibt ihnen ein Gefühl der Sicherheit. Nichts soll sich ändern in ihrer Dorfgemeinschaft. Bloß die Jungen wollen das partout nicht einsehen. „Anatevka“ oder „Fiddler on the Roof“, wie das Broadway-Musical von Jerry Bock (Musik), Joseph Stein und Sheldon Harnick (Text) ursprünglich heißt, ist ein vordergründig heiteres Stück mit bitterem Beigeschmack – eigentlich zu bitter für sein Genre.

Peter Hailer, der das Musical für das Gelsenkirchener Musiktheater neu inszeniert hat, gehört zu den Spezialisten fürs Unterhaltsame. Sein „Anatevka“ spiele in einer „merkwürdigen Zeitlosigkeit“, sagt er. De facto ist ein Unterschied zur Vorlage nicht feststellbar. Bei der Besetzung kann Hailer auf bewährtes Personal seiner parallel laufenden „My Fair Lady“ zurückgreifen: Bassist Joachim Maaß gibt den Milchmann Tevje, Komödiant Thomas Weber-Schallauer ist als reicher Fleischer Lazar Wolf zu sehen. An Tevjes Seite erscheint unterdessen ein bekanntes Gesicht aus Film und Fernsehen. Lena Stolze, die 1982 als Sophie Scholl in Michael Verhoevens Film „Die Weiße Rose“ bekannt wurde, spielt Tevjes Frau Golde. Ihre drei ältesten Töchter sind mit jungen, den frisch aufspielenden Musical-Darstellerinnen Judith Jakob, Filipina Henoch und Jana Stelley (im Wechsel mit Dorin Rahardja) besetzt. Somit stimmt im Grunde die Mischung aus Sängern und Schauspielern für den überaus dialoglastigen, rund drei Stunden langen Zweiakter. Allerdings kommen die Qualitäten nicht immer recht zur Geltung: bei Lena Stolze etwa, die als Sängerin nicht sonderlich überzeugt und als Schauspielerin nur gelegentlich ihre Qualitäten ausspielen kann. So manche Szene wirkt eher hölzern.

Spektakulär sind unterdessen einige der Choreographien von Kati Farkas, die das Ballett Schindowski beisteuert. Als Kosaken springen sie hoch über die Bühne oder balancieren Flaschen tanzend auf ihren Köpfen. Auch musikalisch legen sich Kapellmeister Bernhard Stengel und das zum Klezmer-Ensemble erweiterte Orchester hörbar ins Zeug.

„Anatevka“ I So 13.2., 15 Uhr I Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen I 0209 409 72 00

KARSTEN MARK

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