Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Likes statt Applaus: Sopranistin Christina Clark
Foto: Saad Hamza/TUP

Theater und Philharmonie gehen viral

01. Mai 2020

Die Plattform „TUP trotz(t) Corona“ nutzt YouTube als Bühne – Bühne 05/20

Über zwei Milliarden Menschen waren es, die im Mai 2012 das Video „Gangnam Style“ aufriefen. Der südkoreanische Rapper Psy knackte damit alle YouTube-Rekorde. Die Zutaten seines Hits waren simpel: ein einfacher Electro-Beat, schnelle Schnitte und eine lässige Choreografie, die weltweit schnell Nachahmer fand. Der Medienhype, den „Gangnam Style“ auslöste, drang in höchste Kreise vor. Sogar der damalige US-Präsident Barack Obama versprach, die kultigen Tanzschritte mal auszuprobieren. Während sich Medienexperten auf einen Begriff für ein solches Internetphänomen einigten: virales Video.

Viral gehen nun auch das Theater und die Philharmonie Essen, kurz: TUP. Denn während der Corona-Zwangspause weichen viele Künstler auf YouTube- und Facebook-Kanäle aus, um die Kultur direkt nach Hause zu bringen. Unter dem Schlagwort „TUP trotz(t) Corona“ werden seit Mitte März regelmäßig Videos hochgeladen. Die Beiträge reichen von Lese-Reihen wie etwa Boccaccios Pest-Klassiker „Decamerone“ bis zu Interviews über aktuelle Projekte.

Viele nutzen die aktuelle Kontaktsperre jedoch für kreative Ideen. Silvia Weiskopf, Ensemblemitglied im Schauspiel Essen, wagte prompt eine Parodie der wohl berühmtesten Balkon-Szene. Denn in Shakespeares „Romeo & Julia“ schleicht sich der verliebte Held bekanntlich in den Garten der verfeindeten Capulets, um seinen Herzschmerz in schnörkellosen Versen vorzutragen. Weiskopfs Julia blickt allerdings mit Mundschutz bekleidet herab in einen verwaisten Garten. Kein Romeo in Sicht. Und trotzdem liest sie das berühmte Liebesgeständnis aus der Reclamausgabe vor – sicherheitshalber natürlich mit Handschuhen.

Epidemische Isolation und Langeweile herrscht auch in Tschechows „Drei Schwestern“. Aalto-Ballettintendant Ben Van Cauwenbergh wollte Ende April eine Choreografie der Literaturvorlage präsentieren. Tänzerin Mariya Tyurina vertröstet uns nun immerhin mit einem eleganten Solo-Stück, das für die Premiere vorgesehen war.

Dass neben den Kultureinrichtungen auch die Kitas zuletzt geschlossen blieben, nutzt Aalto-Tänzerin Elisa Fraschetti für eine choreografische Steilvorlage im Hometraining. Denn die Kinder dürfen mitmachen. Gestresste Eltern können das prima mit ihren Kleinsten nachahmen. Vielleicht geht es ja bald genauso viral wie „Gangnam Style“. 

TUP trotz(t) Corona | Videos: www.theater-essen.de/meldungen/tup-trotzt-corona/

Benjamin Trilling

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Mehr Solidarität wagen
Die Theater experimentieren mit Eintrittspreisen – Theater in NRW 01/23

2G oder 3G?
Die Theater zwischen Landesverordnung und Sicherheitsgefühl – Theater in NRW 10/21

Wir Kultur-Protestanten
Warum die Schließung von „Freizeiteinrichtungen“ unchristlich ist – Theater in NRW 12/20

Freude und Honorar für "Straßenkünstler" in Bochum
Aktion „Fenster auf“ startet mit der ersten Staffel u.a. am Bergbaumuseum

Berufsziel: Prekarisierung
Kulturrat stellt Studie zum Arbeitsmarkt Kultur vor – Theater in NRW 08/20

Tanzen mit Plexiglashelm
Land NRW beschließt bindende Regeln für den Theaterbetrieb – Theater in NRW 06/20

„Wir hoffen, dass wir in begrenztem Umfang wieder eröffnen können“
Museumsdirektor Felix Krämer über den Düsseldorfer Kunstpalast – Sammlung 05/20

„Wir vermissen unser Publikum“
Johan Simons über das Bochumer Schauspielhaus in der Krise – Bühne 05/20

Expanded Cinema
Über den Wert von Kino und cineastische Alternativen während Corona – Kino 05/20

„Das Kino wird vermisst!“
Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, über den Stillstand der Branche – Interview 05/20

„Seid ehrlich, seid kreativ“
Andreas von Hören über das Jugend-Videoprojekt „Corona Diaries“ – Interview 04/20

Wohin die Kugel rollt
Festtage „Rien ne va plus“ in Essen – das Besondere 03/19

Bühne.

Hier erscheint die Aufforderung!