Ruhm ist Treibstoff, wenn aus Träumen Realität wird. Ruhm katapultiert den einen oder anderen an die Spitze der Pyramiden, und da oben kann es unangenehm werden. Schon David Bowie sang einst „Fame puts you there where things are hollow“, und genau das hat der türkischstämmige Regissseur Neco Çelik mit Renegade in Residence in den Bochumer Kammerspielen auch ausgelotet. Streetdance heißt das, wilde Moves und starke Posen. Und schon beim Einlass mokern sie über die Bühne, es kreischt hier und da, eine Eisenstellage dient als Klettergerüst. Die Cosplay-Gang in Anime-Schuluniform macht sich wohl warm, doch dann gehören die ersten langen Minuten doch dem roten Kleid. Der bärtige kubanische Tänzer Alexis Fernandez Ferrera steckt darin, tänzelt die Diva, zeigt welche Positionen im klassischen Tanz alle möglich sind. Nicht viel Mimik ist nötig, allein durch die aufreizende Bewegung wird klar, diese Person glaubt an den Ruhm, hat ihn vielleicht auch erreicht.
Die Gang im Hintergrund begutachtet die Performance, organisiert sich, macht ein wenig Lockerung, doch mit ihren ersten Schritten können sie nicht mithalten mit der Diva da vorne, folgerichtig folgt nach der Begutachtung das Lächerlich-Machen, gut als Ersatz, aber auch gut für die Gruppendynamik: Der ist da und wir sind hier, und wir sind zahlreicher. Es folgen erste konzertierte tänzerische Angriffe, der Versuch nachzuahmen, ein wenig vom Ruhm zu erhaschen: Seht her, hier sind wir. Doch das rote Kleid wähnt sich an der Sonne unangreifbar, karikiert fast die Hintergrund-Compagnie. Es kommt was kommen muss. Die Choreografie wechselt in die gewaltsame Auseinandersetzung, die Diva wird in den Käfig gesperrt, die Gruppe wechselt an die Rampe auf die Fläche mit fast seriellen Partien zu seriellen Beats. Das Kleid wird Alexis Fernandez Ferrera vom Leib gerissen, eine Devotionalie des Erfolgs. Von ihm befreit kann auch er wieder expressiv tanzen, während sich die Gruppe langsam auflöst, um vielleicht einen neuen Helden, neuen Ruhm zu kreieren. Doch sie verlieren sich im Chaos. Das Licht geht aus. Ein letzter Blick auf die wahre Diva, die lächelt zynisch.
„Ruhm“ | R:Neco Çelik | Mi 4.2., So 22.2., Mi 25.2. 19.30 Uhr | Kammerspiele Bochum | 0234 33 33 55 55
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