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Foto: Birgit Hupfeld

Winnetou im Videoschnitt

01. Februar 2010

Uraufführung im Prinz Regent Theater - Theater Ruhr 02/10

Old Shatterhand gab es wirklich. Jedenfalls in der Traumwelt des Karl May. Dessen Leben könnte Stoff für eine 200teilige Seifenoper liefern, im Bochumer Prinz Regent Theater wurde daraus eine Video-Mensch-Collage, die surreal das Leben des Volksschriftstellers belichtete. „Der Mann der nicht da war“ ist ein Wandelbild aus fernen Zonen in sechs Teilen von Axel von Ernst, Untertitel „Das Karl May Problem“. Probleme hatte der Mensch, der Old Shatterhand sein wollte, der abertausend Jugendlichen Phantasie einimpfte und doch irgendwie am Leben und an der Schriftstellerei scheiterte. Schon als Junge auf Leistung getrimmt versagte er erst im Schulsystem, dann in der Gesellschaft. Der edle Held ging vier Jahre ins Zuchthaus und mit 32 erst einmal zu seinen Eltern zurück. Erst nach Hungerjahren als Redakteur und freier Schriftsteller gelingt ihm mit seinen Reiseerzählungen der Durchbruch. Doch schon zu Lebzeiten wurde er verhöhnt, seine Arbeit polarisiert.

Viele Fäden sind es also, die die Videokünstler von „Impulskontrolle“ da live verweben müssen. Dabei geraten die Dramaturgie der Handlung und der Szenen- und Kostümwechsel der beiden Schauspieler (Nora Marie Horstkotte und Tobias Novo) nie außer Kontrolle. Das Leben der selbsternannten Schmetterhand ist spannend und psychotisch. May verwechselt konsequent Realität und Fiktion, auf seiner Orientreise soll er zwei Nervenzusammenbrüche gehabt haben, als beide Zustände quasi die Positionen tauschten. Bei der Uraufführung im Prinz Regent wechselten Licht und Bilder in ähnlicher Weise. Immer wieder versucht die gequälte Seele, den Ruhm zu greifen, immer wieder greifen die Geister der Vergangenheit und der Zukunft nach dem Schriftsteller, der sich immer weiter in seiner Villa Shatterhand einigelt, während hinter ihm die Videoschnipsel seines Leben tanzen.

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