Die Welt ist seltsam geworden. Lebten früher nur Gespenster in dunklen Ecken der Stadt und waren scheinbar böse Untiere im Wald der schlimmste Schrecken für Kinder, sind durch moderne Märchen mittlerweile auch gigantische Dinosaurier und psychopatische Zauberer in fiktiven Paralleluniversen hinzugekommen. Auch bei der 40. Ausgabe des jährlichen Theatertreffens für Junges Publikum in NRW darf das Gruselige nicht fehlen. Das Maschinenhaus in Essen richtet im Juni das Westwind Festival in Kooperation mit PACT Zollverein und dem Schauspielhaus aus. Dafür wird es zum Festivalcampus, an dem auch das Rahmenprogramm aus u.a. Workshops stattfindet. Die Hauptsache: Wieder spielen zehn Wettbewerbsbeiträge um ein Preisgeld von 10.000 Euro, das von einer Kinderjury, einer Jugendjury und einer professionellen Theaterjury an ein glückliches Ensemble vergeben wird. Das Theater Pulk Fiktion versucht es beispielsweise mit „Grusel“, einer Uraufführung. Das Stück, das auch ein theatrales Live-Hörspiel für blinde und sehende Menschen ab acht Jahren sein will, dreht sich mitunter um die realen Schrecken der Welt. Aber auch die anderen Produktionen beleuchten durchweg zeitgenössische Fragen des Jungen Publikums.
Nicht im Wettbewerb, aber dennoch sehenswert sind auch Inszenierungen aus dem europäischen Ausland. Aus Belgien kommt „Double You“ von Be Flat. Das soziale Zirkus-Experiment teilt das Publikum in zwei Hälften. Getrennt durch einen Vorhang finden also gleich zwei Performances statt. Da sieht der eine nicht, was die andere gerade sieht, aber alle hören etwas und fragen sich, ob es auf der anderen Seite wohl spannender ist. Ziemlich abgedreht wirkt auch „Disasters and Amusement Parks“ von der Theatermacherin Miet Warlop, auch aus Belgien. Da stöckelt ein Tisch in High-Heels über die Bühne bei PACT Zollverein und ein Mann versucht verzweifelt, den Müll rauszubringen. Von etwas weiter weg kommt eine andere Theatervorstellung im Essener Maschinenhaus. Das neueste Werk des preisgekrönten neuseeländischen Duos Karin McCracken und Eleanor Bishop heißt „Yes Yes Yes“ und ist eine Uraufführung. McCracken und Bishop schaffen Szenarien über Beziehungssituationen für 15-jährige, auch anhand von Interviews mit Teenagern aus ganz Neuseeland. Vielleicht ist das auch ein innovativer Abend für die aktuelle Elterngeneration.
40. Westwind Festival | 1.-8.6. | Maschinenhaus Essen | www.westwind-festival.de
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