Ensembles aus Österreich oder aus Italien sollen ab Mai ihre Inszenierungen in Castrop-Rauxel zeigen. Doch diese „Westwind“-Tradition steht in diesem Jahr erstmals auf der Kippe. Grund dafür sind insbesondere die europäischen Grenzschließungen im Zuge der Bekämpfung von Corona. Nach Stand der Pressekonferenz vom 18.3. geht das Team um Ralf Ebeling, Intendant am Westfälischen Landestheater, davon aus, dass das Festival stattfinden kann. Planungssicherheit besteht allerdings nicht, zu schnell werden neue Verordnungen und Empfehlungen ausgesprochen. „Wir erwarten möglichst bald ein Signal der Landesregierung“, sagt Ebeling.
Das Westfälische Landestheater legt 2020 den Schwerpunkt auf Europa. Das diesjährige Motto lautet ausgerechnet „unterwegs sein“. Doch in den nächsten Tagen und Wochen werden bekanntlich Einschränkungen des Alltags aufrechterhalten und weitere sind nicht ausgeschlossen. So ist auch beim Theatertreffen für ein junges Publikum die geplante Kooperation mit den Schulen fraglich. „Für jede der Vorstellungen hatten wir schon Paten-Klassen“, erzählt Ralf Ebeling. „Das geht im Moment auch nicht.“ Denn sobald der Unterrichtbetrieb weiter geht, werden die Schüler:innen sicherlich erst viel Stoff nachholen müssen.
Trotzdem geht die Festivalleitung von einem vielversprechenden Programm aus. Die Jury aus Ralf Ebeling, Ulrike Kolter (Redakteurin beim Theaterfachmagazin „Die Deutsche Bühne“) sowie Günfer Çölgeçen (Schauspielerin, Regisseurin und Theaterpädagogin) tingelte von Oktober 2019 bis Februar quer durch NRW. Aus über 40 Bewerbungen haben sie letztendlich zehn Inszenierungen ausgewählt, die an drei Spielstätten aufgeführt werden: in der Stadthalle Castrop-Rauxel, im Westfälischen Landestheater-Studio und der Probebühne „Deli“.
Die Produktionen kommen aus Stadt- und Landesbühnen, aber auch aus der freien Szene. Genauso unterschiedlich sind auch die Formate, die von Tanz bis hin zu Performances reichen, wie Ebeling verspricht: „Man kann ein sehr vielfältiges Programm sehen.“ Anschließende Gespräche über die Inszenierung gehören ebenfalls zur Tradition von Westwind, schließlich reist ein Fachpublikum aus ganz NRW an. „Das Tolle am Festival ist, dass es einen großen Austausch gibt“, so Ebeling.
Das garantiert auch das „Next Generation Forum“. Das Prinzip: zehn junge Nachwuchskünstler:innen und Berufsanfänger:innen besuchen alle Inszenierungen, um gemeinsam darüber zu diskutieren. Am Meinungsaustausch beteiligen sich auch ehemalige Teilnehmer:innen, die „Next Generations Alumnis“. Gesprächsinput liefert das Rahmenprogramm: Reyhan Şahin, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Lady Bitch Ray, liest aus ihrem aktuellen Buch „Yalla, Feminismus“ (5. Mai) und der türkische Journalist Can Dündar spricht über seine Neuerscheinung „Tu was!“ (7. Mai). Auch Luisa Neubauer, Klima-Aktivistin und prominentes Gesicht der Fridays for Future-Bewegung, diskutiert ihr Buch „Vom Ende der Klimakrise“.
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