Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.584 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Bernhard Fuchs, Thurnerschlag, Winter 2012 (Ausschnitt), © B. Fuchs, courtesy Josef Albers Museum Quadrat Bottrop

Annäherung auf Abstand

26. Juni 2014

Bernhard Fuchs im Josef Albers Museum in Bottrop – kunst & gut 07/14

Den fotografischen Reihen von Bernhard Fuchs wird man nur gerecht, indem man sie sehr behutsam und mit aufmerksamem Blick abschreitet – oder dementsprechend durchblättert: im Buch, welches Fuchs als eigenes künstlerisches Medium versteht und das zum Abschluss jeder Bilder-Folge publiziert wird.

Im Museum Quadrat in Bottrop hängen die Farbfotografien im moderaten, fast intimen Format in gleichen Abständen nebeneinander. Ausgestellt sind die „Waldungen“, rund fünfzig Fotografien, die Bernhard Fuchs in den letzten dreieinhalb Jahren in seiner Heimat, dem ländlichen Mühlviertel in Oberösterreich, aufgenommen hat. Sie konzentrieren sich auf die Landschaft im Übergang zum Wald. Menschen sind keine zu sehen; selten, dass Wege die Wiesen und Felder queren. Der Waldsaum ist oft auf Abstand gerückt; im Hintergrund erheben sich Anhöhen, auf denen sich der Baumbestand dicht zusammenschließt. Der Horizont setzt meist erst im oberen Drittel des Bildes ein. Bei einigen der Fotografien liegt die Natur unter einer Schneeschicht oder im Nebel; der Himmel ist milchig und unterscheidet sich dann kaum vom Weiß auf der Erde. Bernhard Fuchs beobachtet in seinen Fotografien sachlich, konzentriert. Das Ereignis ist die Natur selbst. Dazu wechseln die Jahreszeiten und damit die Lichtverhältnisse, auch wenn Fuchs – wie er berichtet – immer um die gleiche Tageszeit und beim Spazieren auf den gleichen Routen fotografiert hat. Auch wenn da nichts ist, was uns überraschen könnte, so verbindet die Bilder doch eine besondere Grundstimmung. Darüber hinaus: Diese Aufnahmen, die so gleich und doch immer wieder anders sind, erinnern uns an eigene Erfahrungen, auch unserer Kindheit.

Bernhard Fuchs vergleicht die Folge seiner Aufnahmen mit einer – persönlich abgefassten – Erzählung. Er unternimmt eine Annäherung an die Gegend mit ihrer Landschaft. 1971 ist er im oberösterreichischen Haslach geboren und in der Umgebung aufgewachsen, ehe er zum Fotografie-Studium an die Kunstakademie Düsseldorf (bei Bernd Becher) und an die Hochschule für Grafik und Buchkunst nach Leipzig (zu Timm Rautert) gewechselt ist. Anschließend ist er wieder nach Düsseldorf gezogen, wo er bis heute lebt. Zweifelsohne ist die Spannung zwischen der Großstadt und der gering besiedelten Heimat für seine Fotografie wichtig. Damit tritt Fuchs erstmals Mitte der 90er Jahre in Erscheinung: mit Porträts der Bevölkerung im Mühlviertel, die er bei ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit aufgenommen hat: die Frauen mit Kopftuch und Kittelschürze, die Männer mit Hut und Stiefeln, auch die Kinder. Alle hielten kurz für die Fotografie inne, blickten aber kaum in die Kamera. Parallel dazu nahm Fuchs Pkw's auf, die auf Parkplätzen oder am Straßenrand, immer aber in unbelebten Gegenden abgestellt waren – schon bei diesen beiden Werkgruppen war das Format klein, die Darstellung ausgewogen, unspektakulär. Einen weiteren Schritt zu den heutigen Bildern stellt die Werkgruppe der „Straßen und Wege“ dar, die ebenfalls 2009 in Bottrop ausgestellt war und genau das zeigt, was der Titel mitteilt. Die Orte liegen ebenfalls im Mühlviertel, der Wald ist im Wechsel mit den Feldern zugegen. – Aber die Perspektive der neuesten Bilder ist eine andere, Fuchs liegt gerade an den feinen Verschiebungen. Und er fängt enorm viel von der Landschaft ein, das betrifft schon die Farben. Dabei formuliert er ein Grundvertrauen in die Natur; der fotografische Blick wird Teil der Landschaft. Dass Heinz Liesbrock als Direktor des Bottroper Museums Bernhard Fuchs jetzt, bereits nach fünf Jahren, wieder zu einer Ausstellung eingeladen hat, erklärt er mit seiner hohen Wertschätzung dieser fotografischen Bilder – das Kompliment ist berechtigt.

„Bernhard Fuchs – Waldungen“ | bis 10.8. | Josef Albers Museum Quadrat Bottrop | 02041 297 16

THOMAS HIRSCH

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Das bisschen Haushalt …
„Kochen Putzen Sorgen“ im Quadrat Bottrop – Ruhrkunst 12/23

Neues im Quadrat
Josef Albers in Bottrop – Ruhrkunst 12/22

Farbe im Raum, auf der Fläche
Jerry Zeniuk im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop – kunst & gut 11/16

Farbe und Licht
Ricardo Saro in Bottrop – RuhrKunst 05/15

Wege zum Quadrat
Josef Albers in Bottrop – RuhrKunst 02/15

Zeichnung als Skulptur
Fred Sandback in Bottrop – RuhrKunst 10/14

Veränderung der Landschaft
Robert Adams im Museum Quadrat Bottrop – RuhrKunst 09/13

Bewegung und Schatten
Ian McKeever im Museum Quadrat Bottrop – Ruhrkunst 08/12

In der Natur draußen
Das Museum Quadrat in Bottrop zeigt die Fotografien von Simone Nieweg - Ruhrkunst 05/12

Farbe als Emotion
Gotthard Graubner im Museum Quadrat Bottrop – Ruhrkunst 11/11

Akkurat gegenstandsfrei
Ausstellungen in Düsseldorf und Bottrop - Kunst in NRW 09/11

Wenn einer das Museum ins Museum steckt
Yuji Takeoka stellt im Josef Albers Museum in Bottrop aus - RuhrKunst 08/11

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!