Küche, Kinder, Kümmern und Pflegen – was man neudeutsch Care-Arbeit nennt, war traditionell Frauenarbeit und ist es oftmals auch heute noch. In der Ausstellung zum Thema im Bottroper Museumsneubau vermitteln rund 40 Künstlerinnen aus aller Welt, was sie davon halten. Wissenschaftlerinnen des Kunstgeschichtlichen Instituts der Bochumer Ruhr-Universität wählten und arrangierten in Kooperation mit dem Museumsteam rund 80 mitunter mehrteilige Werke, die meisten aus den frauenbewegten 1970er Jahren.
Schon der erste Raum zeigt anhand von drei Positionen, wo es langgeht: Martha Rosler präsentiert mit schroffer Gestik das ABC der kleinen Küchenhelfer und verdeutlicht in pixeliger Schwarz-Weiß-Projektion (1975) mürrisch ihre Haltung zu Kochshows und Küchenarbeit. Auf einem Sockel steht ein Kreuz-Objekt, Mirella Bentivoglios „Grabstein für die Hausfrau“ von 1974, das sich aus der Nähe als Spülmaschinenteil entpuppt. An der Wand und in Vitrinen prangen kämpferische Plakate des Londoner feministischen Kollektivs See Red Women‘s Workshop. Vielfalt bestimmt die ganze Ausstellung, in Technik wie Ausdruck. Mit Fotografie, Videoperformances und installativen Arbeiten geben die Künstlerinnen sich mal frech und kämpferisch, mal poetisch, sachlich oder ironisch humorvoll. Frauenalltag sichtbar machen, darum geht es. Historische Wandplakate und Flugschriften ergänzen die Kunst, benennen politische und ökonomische Zusammenhänge und entfalten hier im Kunstraum durchaus kreatives Potenzial.
Es gibt viel zu sehen in den acht Themenräumen. Bekannte Klassiker wie Rosemarie Trockels Herdplattenreliefs, Annegret Soltaus gallige Porträtcollagen „Mutter-Glück“, Valie Exports Strick- und Putzmadonnen,Birgit Jürgenssen umgeschnalltes Herd-Objekt „Hausfrauen-Küchenschürze“ neben Natalia Iguiñiz‘ Doppelporträt-Fotoserie von Frauen und ihren Hausangestellten (2001). Imletzten Raum jagt Chantal Ackermann sich auf Video in ihrer Miniküche in die Luft und Zsuzsi Ujj reitet mit frechem Blick auf ihrem Besen himmelwärts.
Auch Bottroper „Frauen-Leben“ in der Zechensiedlung Prosper Ebel anno 1980 ist als Film-Doku präsent – und wirkt wie völlig aus der Zeit gefallen. Die Ausstellung leistet lebhafte Erinnerungsarbeit und liefert reichlich Gesprächsstoff: wie es mal war und wo wir heute stehen.
Kochen Putzen Sorgen. Care-Arbeit in der Kunst seit 1960. | bis 3.3. | Quadrat Bottrop | 02041 37 20 30
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