Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Ruhe vor dem Sturm: "Nepomuk" aus Hamburg
Foto: Benjamin Knoll

Aufgetaut

25. November 2012

Volles Haus beim zweiten Tag des Pressure Air-Festivals in Oberhausen – Musik 11/12

Die musikalischen Partygäste des im Druckluft ausgerichteten Pressure Air-Festivals waren am zweiten Tag fast ausschließlich auf Krawall gebürstet. Bevor es jedoch mit "Love A", "City Light Thief" und "Captain Planet" richtig laut werden sollte, sorgten "Nepomuk" für den entspannten Teil des Abends. Bewaffnet mit Akustikgitarren, reduziertem Schlagwerk und jeder Menge Percussion, spielte die Band aus Hamburg gut 40 Minuten lupenreinen Indie-Pop. Einzig und allein die Tätowierungen einzelner Mitglieder ließen auf eine Verwurzelung der Band in härteren Gefilden schließen. Die meist flotten, aber stets unaufgeregten Songs der Nordlichter wirkten anfangs ein wenig zu brav für jenen Abend, konnten das Publikum aber nach und nach überzeugen. Prädikat: erdige, handgemachte Popmusik von sympathischen Menschen, die man sich ins Radio wünscht.

Als "Love A" die Bühne betraten, hatten es sich bereits ein paar Tanzwütige in den ersten Reihen im nun mehr als gut gefüllten Druckluft gemütlich gemacht. Während die von der Fachpresse gelobte Mischung aus NDW-Anleihen, Punk und Indie-Rock fortan für ein paar tanzende Beine sorgte, brachten die alles und jeden anklagenden Texte des nimmermüden Frontentertainers sogar die ein oder andere textsichere Kehle im Publikum hervor. Dank der stets von Ironie durchzogenen Ansagen gewann man außerdem die Erkenntnis, dass die Band aus Trier sich selbst nur selten für voll nimmt und das vegane Gyros im Vorfeld des Konzerts nicht der ganz große Wurf gewesen zu sein scheint.

Gemessen an gelebten Emotionen und Musikkomplexität waren "City Light Thief" aus Grevenbroich sicherlich die am ambitioniertesten wirkende Band des Abends. Die Jungspunde fabrizierten groß angelegten Post-Core und paarten ihn mit ebenso großen Gesten auf der Bühne. Vor allem Sänger Benjamin Mirtschin legte seine schmale Figur immer wieder so sehr in die Songs, dass die Bühnenperformance zeitweise schon ein wenig aufgesetzt wirkte. Die Reaktionen des Publikums waren verhalten und es wirkte zeitweise so, als würde sich die bisher recht bewegungsarme Meute weiter für den rasanten Emo-Punkrock von "Captain Planet" ausruhen. Als dann die ersten Songs der Headliner erklangen, stellte sich jedoch eine gewisse Ernüchterung ein. Oberhausen wollte sich noch nicht so recht gehen lassen. Indirekt von der Band zum beidseitigen Auftauen gefordert, schoben sich die hinteren Reihen zur Bandhymne "Blattsport" dann aber endlich nach vorne. Es war der Startschuss für einen grandiosen Schlusspunkt des Pressure Air-Festivals. Fortan hagelte es frenetischen Beifall des Publikums für alte Hits und die neuen Songs der allseits gefeierten Platte "Treibeis". Es wurde getanzt, getrunken, geschwitzt und stets aufeinander Acht gegeben.

"Captain Planet" lieferten an diesem Abend die Erkenntnis, dass sie einen Laden wie das Druckluft mittlerweile wohl auch alleine füllen könnten und dass ein Publikum manchmal erst dazu gezwungen werden muss, das eigene Eis zum Treiben zu bringen.

Benjamin Knoll

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

„Die Tische flogen durch die Luft“
Rolf Kistenich über 40 Jahre Blue Shell – Interview 06/19 (mit Video)

„Gabba, Gabba, Hey!“-Momente
„Ramones. Eine Lebensgeschichte“ mit Flo Hayler am 13.12. in der Zeche Carl in Essen – Musik 12/18

Kommunist mit Drogenproblemen
„Tagebuch eines Fastenden“ von Torsun „Egotronic“ Burkhardt

„Björn Höcke die Brille von der Nase schlagen“
Pascow mit „Lost Heimweh“-Tour am 26.1. im Bahnhof Langendreer – Musik 01/17

Trotzdem können
Pressure Air Festival zeigt Punk und Indie-Folk in Oberhausen – Popkultur in NRW 11/16

Wutabbau und Rap-Entdeckungen
Konzertvorschau mit The Bronx, Ceschi Ramos und Arcee

Sprungbrett im Keller
Das Emergenza-Semifinale in der Matrix mobilisiert ein großes Publikum – Musik 03/15

Ruhrpottrock im Riff
Emergenza-Vorrunde lockt Rock- und Metalfans ins Riff – Musik 03/15

Von Bochum in die Welt
Vorrunde des internationalen Band-Festivals Emergenza im Riff

„Ich würde beim Drehen fast alles machen“
Tom Schilling über „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“, die Faszination der 80er und seinen Karriereboom – Roter Teppich 03/15

Ein kleiner Schritt zur großen Bühne
Ein weiterer Finalist für den S-Clubraum Contest steht fest – Musik 11/14

Halbfinale in der Recklinghäuser Rockszene
Beim S-Clubraum-Contest in Herten rocken sechs Bands um den Einzug ins Finale

Musik.

Hier erscheint die Aufforderung!