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Kann auch Saxophon: Tobs von Levee Break
Foto: Rika Talsinn

Sprungbrett im Keller

30. März 2015

Das Emergenza-Semifinale in der Matrix mobilisiert ein großes Publikum – Musik 03/15

Seit seiner Gründung 1992 hat sich das Emergenza zum weltweit größten Wettbewerb für Nachwuchsbands gemausert. Erst auf regionaler, dann auf nationaler und schließlich auf internationaler Ebene bekommen Vertreter aller Genres jedes Jahr die Chance, sich auf den Bühnen namhafter Eventlocations Gehör zu verschaffen und den Sprung ins professionelle Musikbusiness zu wagen. Zu den bekanntesten Beispielen, die dem Emergenza ihre große Karriere verdanken, zählen dabei die Hip Hop-Formation Nico & Vinz und die deutsche Rockband Itchy Poopzkid. Genau dahin wollen jedes Jahr neue Talente aus über 150 Ländern. Das Emergenza hat es bereits an die Spitze geschafft – jetzt sind die Musiker am Zug.

Am 28. März stellte die Bochumer Matrix ihr unterirdisches Gewölbe dem Semifinale des Contests im Ruhrgebiet zur Verfügung. Sieben Bands aus der Umgebung traten gegeneinander an, um einen der vier begehrten Finalplätze zu ergattern und am 14. Mai Teil des Ruhrpottfinales in der Zeche zu werden. Jede Band hatte sich bereits in der Vorrunde gegen Konkurrenten aus der Region durchgesetzt und brachte so viele Anhänger mit wie möglich, denn Publikums- und Juryvoting nach jedem Auftritt entschieden über das Weiterkommen der Bands.

In der Vorrunde hatten sie das Publikum klar auf ihrer Seite: Mohito Royal aus Dorsten begeisterten schon im Bochumer Riff durch gute Laune und ihren sympathischen Umgang mit dem Publikum. Die Zuschauer wählten die Punkrockband Anfang März auf den ersten Platz und damit ins Halbfinale. Die schwierige Rolle des Openers meisterten Mohito Royal problemlos. Waren die Zuschauerreihen anfangs noch recht leer, sorgten schnelle Songs, witzige Texte und eingängige Melodien für Stimmung – die Begeisterung der Zuschauer lockte weitere Hörer an. Die extrovertierte Publikumsinteraktion von Sänger Mathias blieb auch an diesem Abend weitgehend unerreicht. Auf schnellen Punkrock folgten Reggae und Ska – an musikalischer Vielfalt mangelte es dem Abend definitiv nicht. Mit der Duisburger Band Trijahnity gab es statt E-Gitarre Posaune und Keyboard auf die Ohren. Auch wenn ein großer Teil des Publikums in erster Linie für Rockmusik angereist war, konnten Trijahnity die Zuschauer mitreißen, denn mit verspielten Melodien und zugleich klarer Struktur schuf die Band eine Atmosphäre zum Mitwippen.

Zu Recht hatte die Hattinger Band Levee Break in der Vorrunde die Jury für sich begeistern können. Auch im Halbfinale überzeugte die Blues Rock-Formation um Sänger und Gitarrist Philipp mit technisch sehr eindrucksvollen Liedern. Und nicht nur das: Keiner Band waren der Spaß und die Leidenschaft auf der Bühne deutlicher anzusehen. Routiniert und dennoch hochkonzentriert spielten Levee Break ihren ganz eigenen Sound mit viel Clean-Gitarre, Saxophon-Passagen und mitreißenden Hooks – Musik, die im Ohr bleibt.

Die harten Gitarrenriffs brachten Don’t Back Down zurück. Als einzige Band mit growlendem Sänger sorgten die Ennepetaler für brodelnde Stimmung in der Metal-liebenden Menge. Wo lange Haare waren, kam es unweigerlich zum Headbanging. In der Vorrunde im Riff hatte es bei Don’t Back Down an der einen oder anderen Stelle technisch gehakt, und auch die Bühnenpräsenz hatte zu wünschen übrig gelassen. In der Matrix trat die Band um einiges selbstsicherer und überzeugender auf, die aggressiven Post-Hardcore-Songs kamen an. Mit dem härtesten Sound des Abends brachten Don’t Back Down Bewegung in die Reihen. Umso drastischer dann der Wechsel: Bad Luck bewegen sich mit ihrem „Angry Pop“ in die stilistisch entgegengesetzte Richtung. Das Essener Trio war mit großem Fanclub angereist. Dem Mainstream an diesem Abend am nächsten, spielten Lukas, Jonah und Niclas Indie Rock mit vielen intensiven, aber auch einigen ruhigen Momenten. Wer die Jungs kannte, hatte vorsorglich ein Feuerzeug mitgebracht. Der Jurysieger der Vorrunde ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren aus – technisch waren Bad Luck auch hier ganz vorne mit dabei.

Besonders viele Karten verkauft hatten auch Why Amnesia. Dementsprechend voll war es schließlich, als Sängerin Shirly auf der Bühne alles gab. Der Einsatz wurde reich belohnt: Das Publikum bedankte sich für den überzeugenden Auftritt mit viel Applaus und einem Voting, dank dem sich die Band bereits vor der offiziellen Entscheidung heimlich auf das Finale freuen durfte. Zum Schluss spielten die Dortmunder Deutschrocker ZONE II. Die Band um Sänger Heiko schien ihr hohes Durchschnittsalter als klaren Nachteil zu sehen und nicht ernsthaft mit dem Einzug ins Finale zu rechnen. In manchen Momenten machte sich diese Einstellung auch auf der Bühne bemerkbar. Dennoch lieferten ZONE II einen souveränen und soliden Auftritt ab, der zum Abschluss noch einmal in die Musik der 80er entführte.

Das Zuschauervoting, das bei Emergenza nach jedem Auftritt per Handzeichen stattfindet, verrät häufig bereits vor Verkündung des Ergebnisses erste Tendenzen. So war es nicht verwunderlich, dass die Publikumsmagneten Why Amnesia und Bad Luck die ersten beiden Plätze belegten. Auf Platz Drei und Vier landeten Levee Break und Mohito Royal – zurecht, fanden sowohl Zuschauer als auch Musikerkollegen. Die vier Gewinner dürfen nun im Mai die berühmte Bühne der Zeche erobern.

Rika Talsinn

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