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„Verbrennungen
Foto: Birgit Hupfeld

Die Wahrheit hinter dem Leben

26. März 2015

„Verbrennungen“ von Wajdi Mouawadin Essen – Theater Ruhr 04/15

Es gibt Stücke, die erreichen nur beim ersten Sehen die inneren Strukturen der Atemlosigkeit. „Verbrennungen“ von Wajdi Mouawad ist so eins. Der im Libanon geborene frankokanadische Autor beschreibt darin die dunklen Pfade, die das Grauen des Krieges manchmal beschreitet, ohne je das Licht am Ende des Weges finden zu können. Verhandelt wird nicht nur die Unlogik der Greul selbst, auch die möglichen Ergebnisse dieser Handlungen.

Auf der Bühne im Essener Grillo tagt das Tribunal. Die Schauspieler treten auf. Ein Zwillingspaar muss seine Mutter begraben, nachdem diese fünf Jahre kein Wort mehr gesprochen hat. Vom Testamentsvollstrecker erhalten sie zwei Briefe, einen an den totgeglaubten Vater, einen an den unbekannten Bruder. Sie werden aufgefordert, diese beiden Menschen zu finden und die Schreiben zu überbringen. So weit so gut, die Welt in der sie gelebt haben, scheint nicht die Realität der Mutter gewesen zu sein. Simon (Thomas Meczele) weigert sich, diesen letzten Wunsch zu erfüllen, zu tief sitzt der Verlust an Wärme und Kommunikation der vergangenen fünf Jahre. Doch seine Schwester Jeanne (Marieke Kregel) macht sich auf die Suche nach einer Wahrheit, die erst am Ende des Stücks zu einer wirklichen Erschütterung führen wird.

Es ist eine schreckliche Vergangenheit im Nahen Osten, in der Heimat ihrer Mutter, es sind grauenhafte Spuren, denen Jeanne nachgehen muss. Martin Schulze inszeniert in unschuldig weißen Bildern, auf weiten Flächen und doch mit viel Choreografie in den Innenleben seiner Protagonisten. Dabei muss er mit zeitlichen Rückblenden arbeiten und die jeweilige Figur der Mutter in der Zeit besetzen. Die Geschwister finden „Die Frau die singt“, sie finden die Verletzungen, die sich Feinde antuen können, unter dem immer gleichen Deckmantel des aufgezwungenen Sachzwangs. Jeanne trifft Mitstreiter, wie Gegner, Geheimnisvolles scheint die Geschichte der Mutter zu verschleiern, sie wusste mit Waffen und Worten umzugehen und sie ist jahrelang gefoltert worden. Am Schluss ist die Wahrheit unvorhersehbar: die Briefe gehen an ein und dieselbe Person.

„Verbrennungen“ | R: Martin Schulze | 1.4., 11.4., 12.4., 17.4. 19.30 Uhr | Grillo-Theater Essen | 0201 812 26 00

PETER ORTMANN

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