Dr. Felix Krämer über den Düsseldorfer Kunstpalast – Sammlung 10/18
trailer: Herr Krämer, das Museum Kunstpalast heißt jetzt nur noch Kunstpalast. Tritt die Sammlung in den Hintergrund? Felix Krämer: Im Gegenteil. Wir wollen das Haus attraktiver machen und stärken. Wir werden auch in Zukunft ein Museum bleiben und unsere ganze Arbeit dreht sich um die Sammlung.
Wie wichtig ist Marketing für deutsche Kunsttempel? Absolut wichtig. Ohne Marketing erfährt der Besucher ja nicht, was wir machen. Es ist das Kommunikationsmittel zwischen dem Publikum und uns. Es geht ja darum, Menschen für Kunst zu begeistern. Wenn gutes Marketing dabei hilft, wüsste ich nicht, was daran verkehrt wäre.
Verkehrt nicht, aber wie positioniert das Museum sich in Düsseldorf oder in NRW? Die Positionierung, da haben Sie vollkommen recht, hat auch mit Marketing zu tun. Da dient es einer Profilschärfung. Aber die muss von dem ausgehen, was wir haben, und das ist die Sammlung. Wenn wir uns unsere Mitbewerber anschauen, in Düsseldorf und auch in der Region, dann zeichnet uns Vielfältigkeit aus. Wir haben ja im Grunde alles anzubieten. Eine Breite, die wir in Zukunft auch stärker ausspielen wollen – das ist unser Job.
Felix Krämer
Foto: Andreas Endermann
Zur Person
Felix Krämer (geb. 1971) ist ein deutschbritischer Kunsthistoriker und Kurator. Er studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Volkskunde an der Uni Hamburg. Nach der Promotion arbeitete Krämer als wissenschaftlicher Assistent und Kurator an der Hamburger Kunsthalle. Von 2008 bis 2017 war er Sammlungsleiter der Kunst der Moderne am Städel Museum, Frankfurt/Main. Anschließend wurde er Generaldirektor und künstlerischer Leiter der Stiftung Museum Kunstpalast in Düsseldorf.
Der Kunstpalast war ein kommunales Museum – ist das immer eigentlich noch so? Ja, wir sind das größte Kunstmuseum der Stadt Düsseldorf und es geht darum, deutlich zu machen, dass wir ein Bürgermuseum sind.
Und wird es ein Ort für die Akademie? Ja, so war es von der Gründung her gedacht. Wir betreuen die Sammlung der Akademie, es gibt die räumliche Nähe. Wenn ich an den Kunstpalast der Zukunft denke, dann ist das ein Künstlermuseum in dem die Künstler der Region, der Stadt, sich hoffentlich auch zuhause fühlen. Und das schließt natürlich auch die Akademie ein.
Aber jetzt kommt erstmal eine richtige Männer-Ausstellung? Ich bin mir da gar nicht so sicher. Das werden wir am Ende sehen. Das wäre dann interessant im Anschluss zu wissen, wie das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Besuchern war. Wobei ich schon von vielen gehört habe, endlich mal eine „richtige“ Ausstellung und das waren natürlich Männer, da gebe ich Ihnen recht. Natürlich ist eine solche Ausstellung auch ein Kindertraum. Aber ich bin mir sicher, dass es bei der Ausstellung nicht nur darum geht, wer am meisten Leistung hat oder wer am Schnellsten fährt, sondern wir legen den Fokus auf die Formen. Parallel haben wir die Ausstellung von Walter Ophey, die ja eine klassische Kunstausstellung ist, allerdings in einer Form, die ein wenig frischer daherkommt.
Ist das für die Zukunft der Weg: eine Art Kanalisierung von Interessen, hier Design, dort Kunst? Wir denken vom Besucher her. Und der Besucher ist natürlich eine sehr heterogene Figur. Trotzdem gehe ich davon aus, dass die, die sich für Autos interessieren nicht unbedingt die sind, die sich für Ophey interessieren. Und diejenigen, die sich Anthony Cragg im Hof anschauen, sind vielleicht nochmal andere. Häufig wird es Überschneidungen geben, aber es sind schon unterschiedliche Besuchergruppen, und die Idee oder besser die Hoffnung ist, dass sich derjenige, der sich die Bilder von Walter Ophey anschaut, der aber nie eine Auto-Ausstellung besuchen würde, dass der vielleicht rüber geht und feststellt, dass die Fahrzeuge eigentlich wie gebaute Skulpturen aussehen.
Die digitalen Möglichkeiten wachsen, die Oberflächlichkeit der Menschen auch. Ist die Virtualität die letzte Ausfahrt für Museen? Das glaube ich nicht. Im Gegenteil. Vielleicht bin ich da ein Romantiker, aber das wird die Zukunft zeigen. Ich glaube ganz stark an die Kraft der Objekte, an die Kraft der Kunst. Auch wenn es faszinierende digitale Kunstwerke gibt und Künstler, die sich im virtuellen Raum bewegen und das Digitale in ihre Werke integrieren: Immer wird das klassische Ölbild, die Bronzeskulptur ihren Platz behalten. Ich glaube, die Museen müssen als die Orte etabliert werden, wo Originale zu finden sind. Und dann wird das Interesse nicht abnehmen, sondern zunehmen. Also die Faszination für dieses Objekt, das ich bisher nur durch die Medien kenne, mal im Original zu sehen. Letztlich sieht man das ja, dass auch Reproduktion und eine Omnipräsenz den Originalen nicht schaden. Man muss ja nur zu den meist fotografierten und reproduzierten Objekten gehen wie Munchs „Der Schrei“ oder Leonardo da Vincis „Mona Lisa“. Davor stehen die Leute in Viererreihen. Wäre das Virtuelle hinderlich, dann stünden wir da allein.
Letzte Frage: Dürfen Franz Marcs „Füchse“ im Museum bleiben? Ich hoffe es natürlich, dass sie bleiben. Momentan ist verabredet, dass wir mit der Auseinandersetzung an die Beratende Kommission gehen. Und die ist dafür da, eine Entscheidung zu treffen. Und an diese Entscheidung werden wir uns halten. Ich bin aber optimistisch. Aus meiner Perspektive ist die Faktenlage eindeutig.
PS: Ich liebe Dich. Sportwagen-Design der 1950er bis 1970er Jahre | bis 10.2.19 | Kunstpalast Düsseldorf | www.smkp.de
INTERVIEW: PETER ORTMANN
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