Das Schloss
AUS/ D 1997, Laufzeit: 124 Min.
Regie: Michael Haneke
Darsteller: Ulrich Mühe, Susanne Lothar, Frank Giering, Felix Eitner, Dörte Lyssewski
Echt kafkaesk !
mobaba (17), 02.09.2010
Michael Haneke sagt, dass er sich bei der Verfilmung von Kafkas' Buch "Das Schloss" nah an die Literatur gehalten hat - er verweist auch auf den fragmentarischen Charakter der Texte und demzufolge auch seines Films.
Dieser Stoff ist gewiss nicht leicht zu verfilmen - ich meine, Haneke ist es gelungen.
Und wer den Kafka-Text noch nicht kennt, fuer den kann der Film eine Anregung sein, das Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen.
Der Film verdeutlicht auch die Aktualitaet der Basithemen:
die Verlorenheit des Einzelnen in der Gesellschaft; seine Unsicherheit, sich einen Standort/ eine Bleibe zu erobern - die Willkuer des buerokratischen Staates, der fuer seinen Buerger ein maechtiges Phantom bleibt, egal wie sehr dieser sich abmueht - es bleibt ein absurdes Unterfangen.
L?Etat et K.
Kinokeule (541), 07.01.2008
Wer einen wirklich traurigen Abend verleben will, ist hier genau richtig. Kafka ist ja nicht gerade als Witzkanone bekannt und Regisseur Haneke nimmt die Vorlage sehr ernst. Der Wunsch und die Notwendigkeit des Einzelnen zur Aufnahme in die Gesellschaft (Cummunity), die Vergeblich jeglichen Tuns und die Macht der Bürokratie sind nur einige Themen, die hier beackert werden.
Ort der Handlung ist ein namenloses Dorf, welches tief eingeschneit von der Außenwelt abgeschnitten ist. Zeitlich ist der Film wie der Roman am Beginn der Industrialisierung angesiedelt. Strom und Autos gibt es im Dorf noch nicht. Allerdings hat das Herrschaftssystem schon einige moderne Züge angenommen, auch wenn es eher die Ablösung des Feudalen durch einen surrealen Kommunismus abbildet. Die richtige zeitliche Einordnung ist daher nicht ganz unwichtig.
Rätselhaftigkeit, Wiederholungen und das stets unnütze Bemühen K?s lassen auch im Film einen Sog entstehen, dem ich mich schwer entziehen konnte. Ulrich Mühe, Susanne Lothar und der tolle Frank Giering sind wie üblich die Reise wert. Udo Samel als Sprecher passt gut zur kalten Winterstimmung.
Kafka starb vor der Vollendung des Romans und konsequent endet auch der Film völlig abrupt und ohne Auflösung, was aber irgendwie zu dieser ganzen mysteriösen Geschichte passt.
Ich mag diesen Film sehr, weil er in eine fremde, fast vergessene Welt entführt. Er besitzt eine düstere Schönheit, die mich ganz umfing.
(5 Sterne)
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