Hotel
Deutschland/Österreich 2004, Laufzeit: 76 Min., FSK 12
Regie: Jessica Hausner
Darsteller: Franziska Weisz, Birgit Minichmayr, Marlene Streeruwitz, Rosa Waissnix, Christopher Schärf, Peter Strauss, Regina Fritsch, Alfred Worel
Unheimlich
Kinokeule (541), 12.02.2008
The Shinning, Mulholland Drive, Nachtwache, Tanz der Teufel, Blair Witch.
Dies sind wohl nur die offensichtlichsten Filme, bei denen sich dieser Film eine Vorlage gesucht hat. Und hier wird nicht zitiert, sondern bis in die letzte Kameraeinstellung grobschlächtig geklaut. Das sieht dann doch sehr nach Mangel an eigenen Ideen aus. Zwischendurch kommt durch die nicht ungeschickte Montage der Zitate zwar eine gewisse düstere Spannung auf, aber alles was an mysteriösen Geschehnissen aufgebaut wird, läuft am Ende irgendwie nicht mehr zusammen.
Wer als Zuschauer mit dem offenen Ende und dem geheimnisvollen ???? von Frollein Irene einverstanden ist, kann dem Film vielleicht mehr abgewinnen. Warum macht sich aber die Regisseurin die Mühe, so viele schräge Typen in diesen Film unterzubringen, wenn diese am Schluss völlig bedeutungslos bleiben? Das Drehbuch versagt meines Erachtens leider komplett am Ende. Der Raum der für eigene Interpretationen gelassen wird, bleibt versperrt.
Die Hauptdarstellerin besticht allerdings in ihrer Natürlichkeit und Sympathie und verhindert somit ein völliges Desaster.
(2 Sterne)
Warnung an Angina Pectoris Patienten und Ungeduldige
avelevin (20), 02.07.2006
Die Bilder und die Stille die dieser Film liefert ist wirklich beeindruckend.Fast über die ganze Spielzeit hinweg war ich unter Hochspannung obwohl eigentlich nichts passierte. Jessica Hausner spielt ganz hervorragend mit der Vorstellungskraft und den Phobien Ihrer Zuschauer. Da ist der tiefe Wald, eine alte Sage über eine mysteriöse Waldfrau, nächtliche Kellerrundgänge und eine Kollegenschaft die der neuen Mitarbeiterin im Hotel das Leben nicht einfach macht.
Das überraschende Ende des Films ließ mich geschockt aber nicht enttäuscht zurück und ich brauchte eine Weile um mich von diesen intensiven Bildern zu erholen. Ich denke Hotel ist ein Film den man sich anschauen sollte wenn man ein wenig gedult hat und auf die üblichen Genre Effekte verzichten kann.
interessante kameraführung
frank.krupka (5), 26.06.2006
hallo, ich fand den film sehr gut.
das lag zum einen an der interessanten kamerführung, aber auch an der hauptdarstellerin, die ihre rolle sehr gut spielte.
Der Wald und die Dunkelheit
Colonia (683), 22.06.2006
Was nicht nur inhaltlich klingt, sondern zunächst auch aussieht wie ein Horrorfilm, entpuppt sich als etwas ganz Eigenes. Einerseits ist es eine Mischung aus Horror, Mystery, Märchen und Thriller, andererseits entzieht Regisseurin und Drehbuchautorin Jessica Hausner sich und ihren zweiten Langfilm österreichisch-deutscher Produktion aber auch sehr geschickt den damit verknüpften Erwartungen.
Das mag den einen sehr unbefriedigt zurücklassen, dem anderen eröffnet es eine fremde Welt. In dieser Welt sehen die Sets oft aus wie in einem David-Lynch-Film: Da gibt es schwere Vorhänge, leere Gänge, kaum Tageslicht, dunkle Straßen und einen Wald, der eine magische Wirkung ausübt wie einst in "Twin Peaks" und das Verschwinden in seinem dunklen Teil erinnert an eine Szene aus Hitchcocks "Vertigo".
Verirren kann man sich auch im namensgebenden Gebäude, das bewusst im Nirgendwo angesiedelt und im Innern jeder Übersichtlichkeit beraubt wurde. Da half es, dass Jessica Hausner in mehreren Hotels drehen musste, um die verschiedenen Sets ihrer Vorstellung zu finden. Den Rest erledigte Filmarchitektin Katharina Wöppermann.
Ausnahmslos zu loben sind die Leistungen der Schauspieler. Erstaunt erfährt man, dass es sich neben Profis wie Hauptdarstellerin Franziska Weisz (auf der Berlinale zum österreichischen Shooting Star 2005 gewählt) um Laien handelt. Zum Beispiel Rosa Waissnix, im wahren leben Eigentümerin eines der Hotels, in denen gedreht wurde. Sie haucht ihrer Filmfigur (Frau Liebig) unverwechselbares Leben ein.
Die Ästhetik der Bilder ist perfekt bis selbstverliebt zu nennen, doch spielt Jessica Hausner nur mit scheinbar Bekanntem. Die Absolventin der Wiener Filmakademmie baut sehr geschickt Atmosphäre auf. Der Zuschauer wird mit bekannten Suspense-Mitteln 76 Minuten auf bewusst kleiner Flamme gegart - bis zum genialen wie einzig möglichen Schluss.
"Hotel" spaltet die Zuschauerschaft, wie ein Gespräch mit der Regisseurin bei der Preview in Köln bewies: Den einen hätten 45 Minuten vollkommen gereicht, die anderen verlieren sich in Interpretationen, wieder andere können das Spiel, das man mit ihnen offensichtlich treibt, genießen. Allen gemein sein dürfte, dass einzelne Bilder aus "Hotel" lange hängen bleiben (Kamera: Martin Gschlacht).
Bei mir stellte sich die komplette Wirkung des Films erst am Tag danach ein. Auch die Erkenntnis, dass so manches einen "tieferen" Sinn hatte als angenommen.
"Hotel" entstammt der Coop99, einem Zusammenschluss junger österreichischer Filmemacher, die auch bei "Schläfer", "Die fetten Jahre sind vorbei" und "Böse Zellen" entscheidend mitmischten.
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