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Lincoln

Lincoln
USA 2012, Laufzeit: 151 Min., FSK 12
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Daniel Day-Lewis, Sally Field, David Strathairn, Tommy Lee Jones
>> www.lincoln-derfilm.de/

Meine Meinung zu diesem Film

A few amendments
Raspa (392), 18.02.2013

Alles Wesentliche ist in den bisherigen drei Kritiken schon geschrieben worden, deshalb keine unnötigen Wiederholungen. Bis auf:
1. Ich fand den Film nicht zu lang geraten. Auch das Publikum in unserer Vorstellung zeigte keine Anzeichen von Ungeduld, wirkte sehr konzentriert.
2. Nicht teilen kann ich das Lob über die Musik. Spielberg sollte einmal nach einem anderen Komponisten Ausschau halten, der seine Szenen weniger mit seiner oft nur störenden Musik-Sauce zuschüttet. Am besten wäre manchmal gewesen: gar keine musikalische Untermalung!
3. Natürlich ist dies ein Film zuvörderst für ein amerikanisches Publikum, für das Lincoln das große patriotische Idol ist. Wir fragten uns: Wäre ein ähnlicher Film auch in Deutschland denkbar? Wohl kaum. Vielleicht irgendwann einmal über Willy Brandt, der die Ostpolitik gegen alle konservativen Widerstände durchsetzt - aber erst, wenn er uns zumindest ähnlich weit entrückt ist wie Lincoln den heutigen Amerikanern.

schlechtes Zeitmanagement
mobile (174), 16.02.2013

Ja, das Thema ist wichtig und interessant. Und wenn man seine Statue schon einmal in Washington gesehen hat, will man gerne mehr über diesen charismatischen Mann erfahren. Vorwissen braucht man für diesen Film nicht, finde ich. Man hat genug Zeit, sich im System zurechtzufinden. Und das ist auch genau der Knackpunkt. Spielberg nimmt sich sehr viel Zeit für seine story. 30 min weniger hätten dem Film sehr gut getan und er hätte sein Ziel dennoch erreicht. Alle Standpunkte wären dennoch deutlich geworden, die Brisanz kurz vor der Entscheidung des Bürgerkrieges wäre dennoch zum Ausdruck gekommen, die private Situation des Präsidenten als Vater und Ehemann - auch die wäre hinreichend beleuchtet worden.
Nun sind es aber 151 min geworden und damit wird Spielberg einige Zuschauer vergraulen, die bereit gewesen wären, mit ihm diese bewegende Geschichte zu verfolgen.
Man leidet gerne mit Lincoln und möchte dennoch nicht in seiner Haut stecken. Man bewundert seine Hartnäckigkeit und Entschlossenheit, seine Reden und seine Feinfühligkeit, lacht über seine Anekdoten und wünscht ihm mehr Schlaf.
Solche Politiker bräuchte die Welt auch heute noch! Aber für den Film wäre weniger mehr gewesen.

Die Lichtgestalt Amerikas
otello7788 (554), 04.02.2013

Man sollte schon vorbereitet sein, wenn man in diesen Film geht. Wenn man es noch nicht getan hat, besser vorher eine Viertelstunde bei Wikipedia über den amerikanischen Bürgerkrieg informieren und sich grob mit dem politischen System der USA vertraut machen.

Das setzt Spielberg nämlich voraus und da das Zielpublikum 90% Amis sein dürften, ist das auch okay.

"Lincoln" ist schlicht und kurz gesagt, sehr gutes Kino. Daniel Day Lewis ist ein Phänomen. Der Mann kommt als Schauspieler überhaupt nicht vor, man sieht nur und ausschliesslich seine Figur. Man kann den Unterschied gut erkennen, als Tommy Lee Jones eingeführt wird. Auch wenn der seine Rolle sehr ausfüllt, bleibt er doch immer zu einem Teil Tommy Lee Jones.

Handwerklich in gewohnter, sehr hoher Spielberg Qualität, hat man hier wirklich 2,5h ein Fenster in eine spannende Zeit.

Abraham Lincoln ist verdientermaßen ein amerikanisches Idol und es ist faszinierend anzusehen, wie verschroben, aber genial dieser Mensch war.

Sein großer Traum
Matt513 (266), 22.01.2013

Trotz der Vorschußlorbeeren bin ich von der hohen Qualität dieses Films immer noch überrascht worden. Erzählt wird die Abschaffung der Sklaverei, Lincolns großes Lebensthema bzw. genauer, ihre Verankerung in der US-Verfassung durch einen Zusatzartikel.

Im Hintergrund geht der amerikanische Sezessionskrieg zu Ende. Bevor Lincoln in Verhandlungen mit den abtrünnigen Südstaaten eintreten kann, muß die Verfassungsänderung beschlossen sein. Doch die Einfügung des Zusatzartikels steht auf des Messers Schneide; einigen sind die Konsequenzen nun doch zu ungeheuerlich. Zudem winkt der Sieg und nach Jahren verlustreichen Schlachtens kippt die Meinung. Mancher will vor allem erst einmal wieder Frieden und das Ende der Sklaverei per Gesetz erst nachgeordnet. Lincoln steht unter Zeitdruck. Um die Stimmenmehrheit zu sichern, muß er Grenzen überschreiten, ohne der Verfassung untreu zu werden, an allen Fronten präsent sein, Hände reichen und versöhnen. Schließlich wird sogar sein familiäres Glück an den Erfolg gebunden.

Der Film ist in jeder Hinsicht großartig. Anstelle der Versuchung eines ausufernden, pathetischen Historiendramas zu erliegen, bleibt Spielberg bei der dichten Inszenierung eines Theaterstücks. Der Fokus liegt stets auf dem durchweg gut besetzten Ensemble. Maske, Requisite und Kulisse harmonieren gut, ohne in den Vordergrund zu drängen. Wird der geschichtliche Hintergrund sporadisch angeleuchtet, geschieht dies ohne Dialoge. Sieht man in einem Film dieses Formats nicht oft. Sparsamer Musikeinsatz. Beleuchtung und optische Körnung erinnern bisweilen an alte Photographien; Janusz Kaminskis Kamera läßt hier regelrecht einen Klassiker auferstehen.

Besonderes Lob gebührt Day-Lewis, der der historischen Figur auf geradezu magische Weise Leben einhaucht. Sein Lincoln ist plastisch und facettenreich; ein gütiger, weiser, bisweilen verschmitzter Staatsmann, dessen gewaltiges Wort ihm die Menschen gewinnt. Dazu ein fürsorglicher Vater und Ehemann. Eine mimische Meisterleistung, flankiert von ausgezeichneten Nebenrollen (Field, Jones u.a.). Wegen der vielen Sprechrollen mit zeitgenössischem Tonfall ist das OmU recht anspruchsvoll, aber unbedingt hörenswert.

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