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Tappte versteckt hinter seinem Haar: Christian Münzner
Foto: Lisa Mertens

Frickelige Geburtstagsparty

29. März 2013

Obscura im Bahnhof Langendreer

Sie hatten sich die Bands und die gesamte Tour selbst zusammengestellt. Die Musiker der Death-Metal Band Obscura feierten ihren zehnten Geburtstag und wollten neun Städte im deutschsprachigen Raum daran teilhaben lassen. Das Geburtstagslied steuerten sie zusammen mit den Bands „Over your Threshold“, „Deadborn“ und „Aeon“ in Form eines abendfüllenden Konzerts selbst bei.

Der Saal im Soziokulturellen Zentrum Bahnhof Langendreer füllte sich an dem Dienstag Abend erst allmählich und so spielten „Over your Threshold“ aus der bayrischen Hauptstadt zunächst vor einem überschaubaren Publikum. Ihre Setlist trugen sie ein wenig rumpelig vor und bis auf einen treuen Fan konnte der sprichwörtliche Funken nicht überspringen. Voller und wesentlich dynamischer wurde es bei „Deadborn“ aus dem beschaulichen Baden-Baden. Der Gitarrist mit der Dimebag Darrell Gedächtnisfrisur und einem Instrument, welches im Design ebenfalls seinem Vorbild gewidmet war, zockte seine technisch anspruchsvollen Melodien herunter. Der Sänger Mario Petrovic mit dem schmalen Haarstreifen brachte das Publikum nicht zuletzt durch seine Agilität dazu, den typischen zwei Meter Sicherheitsabstand zur Bühne zu verringern und sich in Unterstützung zu üben. Mit „Aeon“ kam die einzige nichtdeutsche Band auf die Bühne. Die Jungs aus Schweden haben schon einige Jahre Live-Erfahrung auf dem Buckel und legten daher eine äußerst versierte Show hin. Klassiker wie „Forever nailed“ verleiteten zum Mitmachen und so stimmte das Publikum bei „Jesus will not come“ ein. Ein paar stereotype Merkmale muss sich dieses Genre schließlich bewahren. Besonders wenn als Headliner die Geburtstagskinder mit vertrackten Melodien und wohl durchdachten Texten zu philosophischen Themen aufwarten.

Mario Petrovic von "Deadborn" Foto: Lisa Mertens

Mit „Septuagint“, dem ersten Track ihres letzen Albums, legten die Bayern sich ihre eigene Messlatte gleich hoch an. Über das akustische Intro am Anfang boten sie ein breites Spektrum an brachialen Parts, ausgefeilten Melodien und natürlich einiger Frickelei. Es darf bei Musikern wie Christian Münzner, seines Zeichens Ex-Necrophagist Gitarrist, und Linus Klausenitzer mit seinem sechssaitigem Fretless-Bass eigentlich nicht überraschen, dass sie unter der Regie von Bandleader Steffen Kummerer musikalisch nur die Creme de la Creme zaubern, doch erstaunen die Songs von Obscura sowie die Spielfertigkeit der Musiker jedes Mal. So auch an diesem Abend. Kummerer mit neuem Haarschnitt führte das Bochumer Publikum durch zehn Tracks hindurch und freute sich sichtlich, wieder einmal im Ruhrgebiet vor so tollen Fans zu spielen. Doch das Augenmerk des Publikums richtete sich eindeutig auf die Finger Christian Münzners, der sich hinter seinem Haar versteckte und nur selten aufschaute. Elegant wie immer fuhr er über die Saiten und lieferte ein Spiel ab, das beim Publikum Gefühle hervorrief, die an Fassungslosigkeit grenzten. Nach dem Instrumentaltrack „Aevum“ konnte jemand nicht an sich halten und rief aus: „Boah, und das ohne Fehler!“ Oropax in den Ohren lassen wohl immer etwas lauter sprechen. „Etliche Fehler“ wurde auf der Bühne abgewunken. Wer das noch heraushören kann… Doch irgendwann neigt sich jeder Abend dem Ende zu. Das Publikum konnte der Band noch den Hit „The Anticosmic Overload“ abringen, dann war aber endgültig Feierabend. Mit Gratispostern der Tour bewaffnet verließ das Publikum den Bahnhof Langendreer und damit auch eine gelungene Geburtstagsparty.

LISA MERTENS

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