Er gilt als das Ruhrgebiets-Original schlechthin, der 1923 in Koblenz geborene und 1994 in Herne gestorbene Jürgen von Manger, auch bekannt als Adolf Tegtmeier. Mit seinem Käppi, einem Hamburger Elbsegler, auf dem Kopf, der charakteristischen Mimik, die einer einseitigen Gesichtslähmung geschuldet war und seinem breit gezogenen Ruhrpott-Slang gehört er nach wie vor zu den Galionsfiguren der Region, einer, der sich „Mensch bleiben“ auf die Fahne geschrieben hatte.
Drei Jahre nach seinem Tod lobte Herne zum ersten Mal „Tegtmeiers Erben“ aus, einer der begehrtesten, mit jeweils 4.000 Euro dotierten Preise innerhalb der Branche. Alle zwei Jahre wird der Wettbewerb bundesweit ausgeschrieben. Unter den mit dem Publikums- oder dem Jurypreis Ausgezeichneten finden sich so wohlklingende Namen wie Hennes Bender und Hagen Rether, Olaf Schubert und Sebastian Pufpaff. Darüber hinaus wird ein Ehrenpreis und wahlweise auch der Jürgen-von-Manger-Preis vergeben – 2007 ging letzterer an Gerhard Polt, in diesem Jahr erhält ihn Dieter Hallervorden. Den Tegtmeier-Ehrenpreis, einen 7,5 Kilogramm schweren „Elbsegler“ aus Bronze, darf der Kölner Kabarettist Wilfried Schmickler nach Hause tragen. Das steht schon mal fest. Offen bleibt bis zum Finale am 23. November im Kulturzentrum Herne, welcher der sechs von einem Auswahlgremium gekürten Kandidaten das symbolkräftige Schwergewicht anschließend auf die Anrichte, wahlweise die Fensterbank oder den Schreibtisch, stellen wird. Am 20.11. im Ebertbad Oberhausen, am 21.11. in der Stadthalle Datteln, am 22.11. in der Stadthalle Mülheim wird Helmut Sanftenschneider als „Master of Ceremony“ in Aktion treten und das halbe Dutzend Humorarbeiter präsentieren.
Als da wäre Daphne de Luxe: Die bekennende Elefanten- und Haushühner-Verehrerin macht „Comedy in Hülle und Fülle“, was sowohl wörtlich genommen werden darf, als auch im übertragenen Sinn gilt. Mit HG. Butzko hat die ausladende Plaudertasche einen scharfen Konkurrenten – wenn auch nicht von der Optik her. Der in Gelsenkirchen geborene Kabarettist kann erklären, was die Welt im Innersten zusammenhält: die virtuelle Kohle in unseren Wirtschaftswahnsinnszeiten. Dem viel zu schnellen Lauf der Zeit hechtet dagegen Henning Schmidtke hinterher. Ein Musikkabarettist, der rappen und singen kann und dabei die Klaviertasten in Bewegung setzt. Und schön reden kann er auch noch.
Mit lustigen musikalischen Einlagen weiß auch Michael Krebs zu begeistern, zum Beispiel mit einem Song über Grundschul-Lehrerinnen und der nicht zu beantwortenden Frage, was für eine Generation da heranwächst, die im Kindergarten lernt, die Hände zum Heavy Metal-Protestzeichen zu heben. Nur zum Beispiel. Wortgewandt ist auch der aus der Poetry Slam-Ecke kommende Till Reiners, ein echter Newcomer, der mit dem programmatischen Titel „Da bleibt uns nur die Wut“ auf Tour ist – und inzwischen die Sankt Ingberter Pfanne, den silbernen Stuttgarter Besen und das mittlere Passauer Scharfrichterbeil sein Eigen nennt.
Sehr gute Aussichten auf einen Preis hat Torsten Sträter. Der „Godfather“ der deutschen Poetry Slam-Szene besitzt nicht nur ein wohltönend dunkles Organ, das ehemalige Zechenkind und inzwischen selbsternannter Experte für Frauenfußball und Ballerspiele ist auch ein Meister sauberer Artikulation und dank der Einnahme bewusstseinserweiternder Drogen auch Fachmann für orgiastische Exzesse, zumindest was seine literarischen Erzeugnisse angeht.
Wer dagegen wissen will, wie „Männer, die nach Mammon jagen“ aussehen, sollte sich am 15.11. nach Dortmund ins Cabaret Queue begeben. Dort präsentiert der Kölner Kabarettist Robert Griess eine Väter-Gang 40+, die auf militante Waldorf-Mütter stößt – ein Einblick in die Herzen von aufgebrachten Proleten, die die Welt braucht, so sie sich noch eine Weile über Wasser halten möchte. Ein lohnender Ausblick auf die Zukunft des Homo oeconomicus – meint mit den besten Empfehlungen Ihre stets über Tage lebende
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