Das Bierschinken ist 14 geworden. Das Online-Fanzine mit dem eigenwilligen Namen und dem wurstigen Design ist mittlerweile eine feste Größe im Fanzine-Zirkus und spätestens mit den Festivals im FZW auch über die Pott-Grenzen hinaus in der Punkrock-Szene bekannt geworden. Dabei hat man sich wohl nie träumen lassen, dass das Bierschinken mal einen solchen Status erreichen würde. „Angefangen hat es als eine gemeinsame Internetseite von Freunden, die sich untereinander über ihre Ausgehgewohnheiten informieren wollten“, erklärt Bierschinken-Chef Felix. 14 Jahre später richtet das Bierschinken in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Dortmund die siebte Ausgabe des erfolgreichen „Bierschinken eats FZW“-Festivals aus, und auch diesmal hatten die Macher die vom Jugendamt Dortmund gestellten finanziellen Rahmenbedingungen bestmöglich ausgenutzt. Auf zwei Bühnen wurde den zahlreichen Punkrock-Freunden insgesamt 6 Stunden Live-Musik für 3 € Eintritt geboten. Illustre Namen wie No Weather Talks aus Hamburg oder Headliner Pascow aus Gimbweiler hatten es dieses Mal ins Line-Up geschafft. Günstige Getränkepreise sorgten darüber hinaus für beste Feierlaune.
Den Anfang auf der Club-Bühne machten gegen 19 Uhr The Grabowskis mit einer ordentlichen Portion Ruhrpott-Punk. Auf der Foyer-Bühne griff kurz danach Stefan Flanders in die Saiten seiner Akustik-Gitarre. Sein stromloser Emo-Punk überzeugte mit Tiefgang. Das FZW war an diesem Abend ausverkauft. Zu dieser Zeit machten es sich aber noch eine Menge Menschen vor dem Club gemütlich, um bei Kaltgetränken die Restsonne des Tages zu genießen. Voller wurde es dann um 20 Uhr bei No Weather Talks. Die Nordlichter sind eine extrem umtriebige Band. Mit ihrer Mischung aus Pop, Punk und einer Prise Wave tourten Sängerin Flicke und ihre vier Jungs schon durch Länder wie Serbien oder Rumänien. Mit neuer 7inch namens „Desintegrator“ im Gepäck spielte sich die Band souverän durch in halbstündiges Set. Dabei wurden sie nicht müde, sich stets für die Einladung und die nette Atmosphäre in Dortmund zu bedanken. Mr. Irish Bastard aus Münster sprangen an diesem Abend für The Chuck Norris Experience ein und brachten den Club erstmals richtig in Bewegung. Ihr gut gelaunter Irish-Folk-Punk inkl. Banjo und Co. sorgte für die ersten blauen Flecke auf den Körpern der tanzenden Meute. Ein passender Vorgeschmack auf die Headliner Pascow. Vorher gab es jedoch noch ein Highlight auf der Foyer-Bühne zu bestaunen: Die Ein-Mann-Band Bug Attack bediente Schlagzeug und Gitarre gleichzeitig und klang dabei abwechslungsreicher als so manch andere Garagen-Punk-Kombo. Ein Highlight Für Augen und Ohren.
Dann war es Zeit für Pascow. Die Band aus Gimbweiler ist momentan in aller Munde. Grund dafür ist ihr neues Album „Diene der Party“, welches durchweg mit Lob überhäuft wird. Das Bierschinken-Fanzine versorgt Pascow schon seit geraumer Zeit mit verbalen Liebesbekundungen und so war es an diesem Abend folgerichtig, dass die Band als Zugpferd für das Festival fungierte. „Wir haben Pascow schließlich groß gemacht“, erklärte mir Bierschinken-Chef Felix nicht ganz ironiefrei gut zwei Stunden vor Beginn des Festivals. Er und die 300 weiteren Anwesenden sahen eine bestens aufgelegte Band, die sich mit fortlaufendem Set immer mehr steigerte. Offensichtlich euphorisiert durch die Feierlaune und Textsicherheit des Publikums, lieferten Pascow Hit für Hit. Dabei lag der Fokus klar auf dem Songmaterial der letzten beiden Alben. Klassiker wie „Paris fällt“ oder „Trampen nach Norden“ schafften es zwar nicht ins Set, neue Songs wie der Freiwild-Schmähgesang „Lettre Noir“ oder „Castle Rock“ wurden aber ebenfalls gebürtig abgefeiert.
Wer jetzt noch stehen konnte, fand sich zu später Stunde dann nochmal vor der Club-Bühne ein. Die traditionelle Chaos-Show sollte auch an diesem Abend den Rausschmeißer geben und das durch und durch gelungene Festival beenden. Bands wie Mann kackt sich in die Hose oder The Jim Tablowski Experience machten dem Motto alle Ehre und musizierten sich meist ohne Plan durch ihre Sets. Bei aller Blödelei war man sich jedoch nicht zu schade einem anwesenden Gast mit einem T-Shirt der rechtsoffenen Band Krawallbrüder darauf hinzuweisen, dass er nicht erwünscht sei. So macht Punkrock Spaß. Auf die nächsten 14 Jahre!
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