Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Simone C. Niquille, „The Fragility of Life“, 2017
Foto: Hannes Woidich

HAL 9000 ist eigentlich weiblich

31. Januar 2019

Wilde „Computer Grrrls“ im Dortmunder HMKV – Kunstwandel 02/19

Die Luft ist raus. Kritio Theys, der aufblasbare Avatar von Simone C. Niquille, liegt platt wie eine Flunder in der dritten Etage des Dortmunder U. „The fragility of life“, so der Titel der mächtigen Arbeit der Schweizerin – wie könnte man ihn schöner assoziieren. Die Künstlerin arbeitet mit 3D-Charaktermodelling-Programmen, die Anfang des Jahrtausends von der U.S. Air Force entwickelt wurden.

Nicht weit davon entfernt hat ein Chatbot Probleme, findet sein Twitterbild scheiße und kämpft auch mit diversen Datenbanken. 2016 wurde Tay bei Twitter ins Netz entlassen und sollte das Kommunizieren lernen, doch böse Trolls machten aus der jungen Amerikanerin ein sexistisches, rassistisches und homophobes Monster. Microsoft schaltete ab, Donald Trump wurde Präsi, ein Schelm, der Böses dabei denkt. Männliche Weißbrote regieren eben die Welt.

Die Ausstellung „Computer Grrrls“ des Hartware MedienKunstVereins (HMKV) versammelt rund 20 internationale künstlerische Positionen. Die Ausstellung versucht die komplexe Beziehung zwischen Frauen und Technologie wieder in die Waage zu bringen, denn die ersten Computer, die ersten Algorithmen stammen von Frauen, denken wir nur an Ada Lovelace Mitte des 19. Jahrhunderts. Von da war es ein weiter Weg zum aktuellen Revival techno-feministischer Bewegungen und Donna Haraways „Cyborg-Manifest“. Aber Inke Arns und ihr Team schaufeln den Pfad immer weiter frei.

Erstaunlich viele Darkrooms finden sich in der Ausstellung, sie dienen Videos, die eine maximale Aufmerksamkeit benötigen und sie trennen die Soundspuren von den Installationen mitten in den Räumen, wo das Schlafende gerade erwacht und sich Kritio Theys so richtig aufbläst. Auch das stört ab und an die Konzentration auf andere Arbeiten. Mitschreiben könnte man bei „Housewives making drugs“, das zeigt, wie man easy das weibliche Hormon Östrogen braut und so der Pharmaindustrie ein Schnippchen schlägt. Biohacking nennt man das und soll laut Mary Maggic Transgender zu radikaler Körperautonomie verhelfen. Ich verziehe mich lieber unter die VR-Brille von Hyphen-Labs und lasse mir das Neurospekulative Afrofeminismus-Projekt erklären. Nicht entgehen lassen!

Computer Grrrls | bis 24.2. | HMKV im Dortmunder U | Eintritt frei | www.hmkv.de

PETER ORTMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24

Aus dem Leben
Silke Schönfeld im Dortmunder HMKV

Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24

„KI erlaubt uns einen Einblick in ein kollektives Unbewusstes“
Kuratorin Inke Arns über Niklas Goldbachs „The Paradise Machine“ im Dortmunder HMKV – Sammlung 03/24

Was uns die Algen singen
Stolzer & Rütten im Dortmunder U – Ruhrkunst 05/23

„Bakterien passen sich schneller an neue Umgebungssitationen an“
Kuratorin Inke Arns über die neue Ausstellung des HMKV im Dortmunder U – Sammlung 03/23

Keine Angst vor dem Mähroboter
„House of Mirrors“ im HMKV im Dortmunder U – Kunstwandel 05/22

Transformation der Moderne
„Technoschamanismus“ im Dortmunder U – Kunstwandel 12/21

Multimedialer Remix der Postmoderne
Tom McCarthys Ode an „The Pow(d)er of I Am Klick Klick Klick Klick and a very very bad bad musical“ im HMKV Dortmund – Kunst 07/21

Manchmal mussten die IMs selber ran
„Artists & Agents“ im Dortmunder HMKV – Kunstwandel 02/20

„Die Digitalisierung verstärkt die Vorurteile“
Inke Arns über ihre Ausstellung „Computer Grrrls“ im HMKV – Sammlung 11/18

Geheime Überwachung
Korpys/Löffler im HMKV in Dortmund – Ruhrkunst 08/18

Kunst.

HINWEIS