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Elisa Giardina Papa, "Cleaning Emotional Data", 2020. Installation view, Algotaylorism, Kunsthalle Mulhouse, France, 2020. Courtesy of the Artist
Foto: Sébastien Bozon

Keine Angst vor dem Mähroboter

02. Mai 2022

„House of Mirrors“ im HMKV im Dortmunder U – Kunstwandel 05/22

Es gibt keine Künstliche Intelligenz. Die einzigen Lebensformen auf dem Planeten sind wohl die Kohlenstoff-Einheiten, die es geschafft haben, hochentwickelte technische Rechenapparaturen so weit zu modifizieren, dass sie den einfachen Menschen vorgaukeln irgendwie schlau zu sein. Spätestens seit HAL 9000 schienen die sogar bedrohlich zu werden, Hollywood macht damit massig Kasse. Im Dortmunder U zeigt der Hartware MedienKunstVerein (HMKV) zum Thema eine grandiose Ausstellung, nach deren Besuch ich meiner alten Schach-Spielkonsole auch keine künstliche Intelligenz mehr unterstelle – ich scheine doch zu schlecht zu sein.

Das „House of Mirrors“ zeigt 20 Arbeiten internationaler Künstler, die Künstliche Intelligenz (KI) als Phantasma entlarven und da geht es nicht um Geister oder freie Radikale in den Maschinen. Es geht nur um das Erkennen eines Musters in einer definierten Menge an Information. Das geht häufiger schief als man denkt. Da werden Lampen zu Schlangen oder Stühle zu Toiletten (Simone C Niquille: „Sorting Song“, 2021). Viel schlimmer ist, dass das Ausmerzen solcher Fehler nur durch Ausbeutung mit Pennystock-Workers gelingt, denn diese Maschinen sind nur so gut wie die Menschen, die sie trainieren.Die italienische Künstlerin Elisa Giardina Papa zeigt in Videoinstallation „Cleaning Emotional Data“ (2019), wie Mikroarbeiter dies für Centbeträge ausführen. Die Löcher und Leerstellen in jedem Algorithmus machen ihn gefährlich, denn es geht nicht nur um Alexa, die durch Fehler zum Nazi wird, es geht auch um fehlerhafte Krankheits-Diagnosen, wenn man der Maschine ohne Kontrolle letzte Entscheidungskompetenz zugesteht, denn was die KI reflektiert, zeigt das Spiegelkabinett im Dortmunder U. Der Algorithmus täuscht die Menschen, um sein Ziel zu erreichen.

Die Ausstellungsarchitektur ist außergewöhnlich, die Installationen sind zum Teil eigene Kunstwerke und der Rundgang, und das ist mir ganz wichtig, ist nicht nur für Technikfreaks. Da gibt es auch Jake Elwes wunderbare „The Zizi Show“ (2020) und das experimentelle Online Forschungsprojekt „Normalizi.ng“ (2020) von Mushon Zer-Aviv. Man kann sich auch fotografieren lassen, wer aber wissen will, wie heute Hologramme gemacht werden, der sollte bei „The Master Algorithm“ von Zheng Mahler auf seine Finger aufpassen!

House of Mirrors: Künstliche Intelligenz als Phantasma | bis 31.7. | HMKV im Dortmunder U | 0231 13 73 21 55

Peter Ortmann

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