Der HMKV ist mit provisorischen Einbauten zugestellt, einem labyrinthischen Parcours aus Pavillons im Rohbau. Wandstücke mit Durchbrüchen, garniert mit Bauzäunen und Topfpalmen, bilden die Kulisse für acht Film- und Fotoinstallationen von Niklas Goldbach, der in die ganz spezielle Welt der künstlich angelegten Ferienparadiese entführt.
Der Berliner Medienkünstler (* 1973 in Witten) erforscht verwegene Architekturkonzepte, die weltweit Touristen anlocken und begeistern wollten – und dabei oft scheiterten. Aber nicht alle! Im Zentrum der Ausstellung steht das seit rund 50 Jahren erfolgreiche Konzept der Center Parcs für den perfekten Familienurlaub in „subtropischen“ Badeparadiesen hierzulande, an Palmenstränden unter Glaskuppeln und in Anlagen mit bis zu 800 identischen Bungalows. Wie kames dazu und warum funktioniert das? Goldbach folgte den Spuren des niederländischen Ferienpark-Gründers Piet Derksen und seines Architekten Jaap Bakema, der 1943 in einem deutschen Gefangenenlager Überlebensstrategien entwarf. Und später Ferienbungalows. Goldbach unterlegt seine gefilmte Tagesreise durch menschenleere Center Parcs mit Auszügen aus Bakemas Lager-Tagebuch. Auf Bauzaun-Postern ließ der Künstler eine KI halluzinieren, was ihr zu Fotoimpressionen aus den gläsernen „Domes“ und dem Begriff „Paradies“ einfällt.
In seinem Langzeit-Fotoprojekt „Permanent Daylight“ hat er reale Gestaltungen aus aller Welt assoziativ vereint, an denen der Zahn der Zeit nagte. Ein Hauch von Melancholie durchweht auch die Videowerke, doch stets ironisch gebrochen, u.a. durch Text-Bild-Kontraste und Zeitsprünge. Seine Kamerafahrt entlang des Salton Sea – einst die „kalifornische Riviera“ der Hollywood-Schickeria in der Wüste, heute ein verseuchter, bald ausgetrockneter Lost Place – würzt er mit Reisewerbung der 1950/60er Jahre. Oder „The World“: Der künstliche Archipel aus 300 aufgeschütteten Sandinseln vor Dubais Küste scheiterte bereits vor der Bebauung. Goldbachs Film von 2012 zeigt eine romantische Rückenfigur im Stil von Caspar David Friedrich mit Blick aufs Meer, das die Inseln bald wieder verschluckt.
Utopie trifft Dystopie. Die Wechselbeziehung zwischen hochtrabenden Zielen und vorprogrammiertem Verfall setzt die Ausstellung poesievoll in Szene. „PARADIES NOW“ vermeldet eine armselige LED-Laufschrift …
The Paradise Machine | bis 11.8. | HMVK im Dortmunder U | 0231 13 73 21 55
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