In Deutschland sind sie eher unbekannt, in Großbritannien und den USA dagegen essentieller Bestandteil der Bühnengeschichte: Die Werke von Librettist William Schwenck Gilbert und Komponist Arthur Sullivan gelten als Synonym für die komische Oper im 19. Jahrhundert. Jetzt nimmt sich die Junge Oper Dortmund einem der berühmtesten Stücke des Duos an: „Die Piraten von Penzance“ dreht sich um den Seeräuberlehrling Frederic, der eigentlich die Freibeuter verlassen und zurück in die Zivilisation will, zumal er sich in Mabel, die Tochter des Generalmajors von Penzance, verliebt hat. Doch ein Schaltjahr und sein Pflichtgefühl gegenüber jenen, die ihn aufgezogen haben, wendet das Blatt.
Alexander Becker inszeniert diese Musikkomödie in teils modernisierter Form mit Kindern und Jugendlichen. Ein Mammutprojekt, an dem 140 Menschen vor und hinter den Kulissen beteiligt sind. „Wir wollen ganz bewusst keine reine Piraten-Maskerade, sondern suchen einen zeitgenössischen Zugang“, erklärt er im Interview. „Wir haben daher eine Art Rahmenhandlung in den 80er Jahren etabliert, in der Piratin Ruth, die für Frederic so ein Mutterersatz war, von ihm erzählt und ihren Enkelkindern zuliebe auf jene Zeit zurückblickt. Gleichzeitig haben wir eine textliche Neufassung auf Deutsch geschaffen – die Lieder mit ihrem typisch britischen Humor bleiben aber auf Englisch.“
Schon verschiedentlich hat man in Dortmund Opern mit Hilfe von Jugendlichen gestemmt und diese dadurch für diese Kunstform gewinnen können. „In diesem Fall war vor allem der Comedy-mäßige Gesangsstil ungewohnt, aber die Mitwirkenden unserer beiden Spielclubs OpernKids und OpernYoungster sowie des Universitätschors YoungSymphonics der Technischen Universität Dortmund haben ihn sich schnell angeeignet.“ Parallel ist auch Becker auf die jungen Leute zugegangen und hat zusammen mit dem musikalischen Leiter Stefan Scheidtweiler verschiedene Zitate in den Orchesterpassagen ausgetauscht. „Unter anderem zitieren wir nun natürlich ‚Fluch der Karibik‘, das musste einfach sein“, sagt Becker lachend. Alles Weitere wird das Publikum wohl erraten müssen.
Obwohl die Produktion einen riesigen Aufwand bedeutet – unter anderem die Anfertigung von 200 Kostümen – sind derzeit nur drei Aufführungen angesetzt. „Es gibt zwar so genannte kulturelle Freistellungen für Kinder und Jugendliche, aber trotzdem ist es eine immense Herausforderung, alle 140 Mitwirkende vor und hinter der Bühne zusammenzubekommen“, so Becker.
Junge Oper Dortmund: Die Piraten von Penzance | 30.6. 18 Uhr (P), 1.7. 11 Uhr, 4.7. 18 Uhr | Dauer: ca. 2,5 Stunden | Opernhaus Dortmund | www.theaterdo.de
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