„Nur Toren leben ohne Lebensfreude“, schrieb dereinst der griechische Philosoph Demokrit, der um 470 v. Chr. an der thrakischen Küste geboren wurde. „Am besten bekommt es dem Menschen, wenn er sein Leben so viel wie möglich in frohgemuter Gelassenheit zubringt“, empfahl er weiter. Auch wenn die akademische Philosophie sich immer noch schwer tut, sich ernsthaft mit dem Lachen auseinander zu setzen und so mancher schwerblütige Zeitgenosse die Nase rümpft, sobald von Comedy die Rede ist: geschenkt. Wir wissen zwar, dass den allermeisten Griechen heutzutage das Lachen vergangen ist, verweisen aber nachdrücklich darauf, dass bereits Demokrit auf die ökologisch Krise hinwies, die für ihn in der maßlosen Rücksichtslosigkeit bestand, mit der die Menschen bei ihrer Suche nach Silber und Gold die Erde verwüsteten. Für die ökonomische Krise machte er die Geldgier verantwortlich. Womit bewiesen wäre, dass diese miesen Eigenschaften nicht so ganz neu sind. Und wir gut daran tun, sie in ihren diversen Erscheinungsformen zu entlarven.
Nichts weniger tun zum Beispiel ONKeL fISCH in ihrem Programm „Neues aus der Lobbythek (am 18.10 im Bochumer Bahnhof Langendreer und am 23. im Saalbau in Witten). Seit 1994 – also über 20 Jahre arbeiten Adrian Engels und Markus Riedinger sich an der Humorfront ab – sind sie endlich dort angekommen, wo Sinn und Unsinn, politische Querschläge und die Lust am Blödsinn eine gelungene Allianz eingehen. Action-Kabarett nennen sie ihre Mischung aus unerschrockenen körperlichen Entäußerungen, Tanzeinlagen der dritten Art und schrägen Songs, mit denen sie die Generation Angeschmiert präzise dort verorten, wo die „soziale Kälte durch die Thermounterwäsche kriecht“.
Keine Frage, Demokrit hätte seine Freude an dem heiteren Gemüt eines Jürgen von der Lippe gehabt. Das Programm mit dem Titel „Wie soll ich sagen....“ (am 6. im Heinz-Hilpert-Theater in Lünen, am 7. in der Stadthalle von Oer-Erkenschwick, am 10. in der Stadthalle in Mülheim an der Ruhr, am 16. im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen, am 17. im Theater am Marientor in Duisburg) verspricht neue Erkenntnisse aus den Bereichen Sex, Alkohol und Kommunikation zwischen den Geschlechtern. Als „Viagra fürs Zwerchfell“ bezeichnet der Meister selbst die Ausführungen eines Mannes, der im Übrigen weiß, was „Sexout“ ist: nämlich die Kunst, im angereiften Alter neu anzufangen. Auf der bei D.A.V. erschienenen CD erweist sich von der Lippe einmal mehr als genialischer Hörbuch-Sprecher des Populär-Philosophen Wilhelm Schmid. Einfach mal reinhören!
Wenn einem der Titel Spontaneitäts-Experte gebührt, dann Sascha Korf, dessen Programme in der Regel zu 80 Prozent aus Improvisation und zu 20 aus Stand-up bestehen. „Wer zuerst lacht, lacht am längsten“ heißt sein neuer Streich, den er dem von ihm selbst ins Leben gerufenen Genre „Energetisches Spontan-Kabarett“ zuordnet. „Mit Lachgarantie“, wie der pfiffige Wahlkölner hinzufügt. Zu erleben – denn ein Erlebnis ist es immer, dem mit Selbstironie gesegneten Korf bei der Arbeit zuzuschauen – ist er am 22. in der Essener Zeche Carl. Kein Abend gleicht dem anderen, weil immer andere Leute kommen, Menschen, denen er erstaunliche Geständnisse zu entlocken vermag, ohne sie vorzuführen. Ein Tausendsassa mit Köpfchen – verspricht wie immer hoch und heilig die stets über Tage lebende
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