Wie viele deutsche Worte sind ins Türkische eingeflossen? Ziemlich genau 185, darunter zum Beispiel „Hurra“. Woher ich das weiß? Ganz einfach: ich habe mir Fatih Cevikkollus fünftes Programm „Emfatih“ angeschaut, mit dem er sein zehnjähriges Bühnenjubiläum feiert. Dabei hat der in Köln-Nippes geborenen Kabarettist sich den Blick von außen aufs Deutschsein im Allgemeinen und auf die rheinische Frohnatur im Besonderen bewahrt – eine Perspektive mit vielen überraschenden Einsichten.
Auch auf eine ordentliche Portion Selbstironie verzichtet er nicht. „Ich bin deutsch, das sieht man nur nicht“, sagt er – und beginnt einen Redeschwall auf Türkisch. Humorarbeiter sei er geworden, um geliebt zu werden. Klar, stattdessen hätte er sich auch einen Hund anschaffen können. Was für ein Glück, dass er das nicht getan hat. Zumindest für seine Zuschauer, die ihn und seinen von Mitgefühl und analytischem Scharfsinn geprägten Humor im Lauf der Jahre ins Herz geschlossen haben.
Sein politisch unterfüttertes Themenspektrum ist breit gefächert. Es geht ihm um die Probleme von Migranten, also zum Beispiel um Aufenthaltsrechte von Ausländern, wobei die Betonung hier auf „Rechte“ liege („die haben hier eine lange Tradition“). Es sei im Übrigen ein weit verbreiteter Irrtum zu glauben, der türkischstämmige Gemüsehändler könne kein einwandfreies Hochdeutsch. Er tue den Kunden aber den Gefallen, sich das nicht anmerken zu lassen. Diese erwarteten schließlich ein bisschen Folklore.
Richtig schön vom Leder zieht er, was die noch nicht allzu lange zurück liegenden Pleiten in seiner Heimatstadt Köln angeht: Nicht genug damit, dass die Wahlzettel für die Oberbürgermeisterwahl neu gedruckt werden mussten, weil die CDU („Christlich Devote Untertanen“) nicht darauf vorkam. Auf dem Wahlplakat des SPD-Kandidaten stand „Ott für alle“. Ott wiederum heiße auf Türkisch Gras – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Cevikkollu bezieht unmissverständlich Stellung zu den Ausschreitungen an der Silvesternacht vor dem Dom bzw. dem Bahnhofsvorplatz, die die Treibjagd auf Flüchtlinge angeheizt haben – und erweist sich einmal mehr als einer der wenigen echten Stand-upper. Will heißen: Er stellt sich hin und erklärt die verschlungenen Pfade durchs politische Gestrüpp. Ein Manuskript ist weit und breit nicht in Sicht. Oder er plaudert entspannt vom Kinobesuch mit seiner Tochter („ein Pferdefilm“), bei dem am Schluss alle Zuschauer – er eingeschlossen – in Tränen aufgelöst waren.
Zwischendurch gibt er den einen oder anderen hintergründigen Witz zum Besten, erklärt die relativ einfache Methode seines brasilianischen Freundes, eine Nation vor dem Aussterben zu bewahren und fordert von der Rüstungsindustrie Entschädigungsfonds. Und er macht sich laut Gedanken darüber, ob seine Frau, die inzwischen mehr verdiene als er, ihn überhaupt noch brauche: Zweifel, die man ernst nehmen sollte – wie den ganzen, unter die Haut gehenden Abend, den man am 28. Februar im Bochumer Bahnhof Langendreer erleben kann – und vor allem: sollte. Es lohnt sich in vielerlei Hinsicht – verspricht hoch und heilig die stets über Tage lebende
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