Vom 5.-7. April präsentierten sich die Messen „Heldenmarkt – Messe für nachhaltigen Konsum“ und „gut. – die messe“ mit 120 Ausstellern in der Bochumer Jahrhunderthalle – für 5000 Westfalen Grund genug, sich zur Veranstaltungshalle am Westpark zu begeben. Während „gut.“ in der einen Hallenseite die Besucher mit Möbeln aus recycelten Materialien beeindruckte, lud die „Heldenmarkt“-Seite zur Interaktion ein.
Dem Umstand geschuldet, dass schwere Möbelstücke nicht zum ad-hoc-Einkauf verführen, beließen es die meisten Besucher auf der „gut.“-Messe bei einem anerkennenden Nicken. Doch die Werkstätten, Designer und Tischler konnten die Messe ausreichend nutzen, um sich zu vernetzen und Visitenkarten an Interessierte weiterzugeben. Gekauft wurde in der Jahrhunderthalle generell wenig, zumindest was Textilien und Möbel betraf. Viele, die die Preise gewöhnlicher Kleidungsgeschäfte gewohnt waren, mussten bei den Preisen für Shirts, Jacken und Taschen schwer schlucken. Kreativität und vor allen Dingen Nachhaltigkeit haben ihren Preis. Was unsere Großeltern und Eltern nach dem Krieg aus der blanken Not heraus taten, ist auch heute nicht verkehrt, wenn man ressourcenschonend leben möchte, sagten sich die Textilaussteller. Mit dem Begriff „Upcycling“ versehen werden so aus alten Feuerwehrschläuchen originelle Gürtel, aus alten Kaffeesäcken umweltbewusste Shirts. Selbst wer nicht zum Shopping in die Jahrhunderthalle gekommen war, konnte sich so Anregungen holen, wie im Alltag alte Textilien neuen Nutzen finden mögen.
Am beliebtesten waren an diesem Wochenende natürlich die Lebensmittelstände. Schokolade mit frischem Pfeffer, Senf in den unterschiedlichsten Geschmackrichtungen und Brote aus diversen Getreidesorten zergingen als Geschmacksprobe auf den Zungen der begeisterten Besucher. Hier wurde nicht nur probiert, sondern auch ordentlich eingekauft. Zu gutem Essen sagt schließlich keiner Nein. Und so wurden auch vor Ort auf der Gastrofläche reichlich Salate, Kartoffelpuffer und exotische Gerichte verzehrt – alles aus ökologischem Anbau natürlich. Auf der angrenzenden Showbühne wurden Falafel gezaubert, die auch den letzten überzeugten, dass „sogar“ veganes Essen munden kann. Doch auch so manches Klischee des bodenständigen Ruhrgebietlers wurde auf charmante Weise bestätigt. Der Stand „Lebe gesund“ bot neben Brot vegane Aufstriche und Suppengewürze, die durch alle Altersgruppen hindurch gerne gekauft wurden. Dass „Leben gesund“ aus Bayern kommt, wurde mit einem trockenen „Macht nix!“ quittiert. Doch die Bemerkung, dass die Gewürze sicher auch super zu Fleisch schmecken würden, ließ die Aussteller, die dem Töten von Tieren abgeschworen haben, heftig zusammenzucken.
Dieses Zusammentreffen zweier Lebenseinstellungen war symptomatisch für die gesamte Messe. Für die einen durchzieht Nachhaltigkeit das gesamte Leben, von Nahrung über Kleidung und Waren des täglichen Bedarfs bis hin zu Energie und Bankwesen. Für viele andere war die Messe jedoch ein neugieriger Blick auf das, was man vielleicht selbst berücksichtigen möchte, aber nicht für sich erzwingen will. Das Schöne der Messen war dabei, dass es sich bei den Ausstellungen allein um Vorschläge und Anregungen handelte. Niemand möchte oberlehrerhaft erzogen werden. Allein das verstärkte Bewusstsein für Nachhaltigkeit, ob vegan, omnivore, upgecycelt oder nicht, ist bereits als Erfolg der Messen anzusehen.
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