Jetzt ist es Dubai geworden. Ende November gab das „Bureau International des Expositions“ in Paris den Auftrag, 2020 eine Expo-Weltausstellung zu veranstalten, erstmals in ein arabisches Land. Von einem Bewerber NRW war da schon lange nicht mehr die Rede. Doch an Rhein und Ruhr rüstet man sich nun für den Plan, dann eben 2022 erfolgreich zu sein. Die entsprechende Landesgesellschaft ist gegründet und dockte bereits in Gelsenkirchen an.
Man erinnert sich: Das Kulturhauptstadtjahr 2010 war noch nicht ganz ausgefeiert, da machte in der Landespolitik bereits eine neue Idee die Runde. Wie wäre es, die gerade angestoßene „Innovation-City“-Idee im Jahre 2020 mit der Weltausstellung – einer „Klima-Expo“– im Ruhrgebiet zu krönen? Das zentrale Thema „Klimaschutz in urbanen Quartieren“ sei dann in Bottrop ja erfolgreich demonstriert. „Und wenn man aus der Kulturhauptstadt lernt“, sagte der frühere SPD-Landtags-Klima-Vormann André Stinka, „dann doch, wie man im Verbund auftritt.“ Die Grünen-Kollegin Wibke Brems fand, bis dahin habe sich die Welt auch noch nicht am Klima-Thema taub gehört: „Das ist wahrhaftig kein Masterthema nur für diese Generation.“ Sogar die Frage des Ausstellungsortes wurde heiß diskutiert. Die einen stellten sich das Gelände des Noch-Regionalflughafens Essen-Mülheim als idealen Ort vor. Andere wie Gelsenkirchens OB Frank Baranowski brachten ein ehemaliges Zechen-Areal in Herten ins Gespräch.
Der deutsche Pavillon bei der Expo 2010 in Shanghai, Foto: Expo
Nun hatte die rot-grüne Minderheitsregierung in Düsseldorf aber lange Zeit größere Baustellen als die, den Grundstein für eine aussichtsreiche Expo-Bewerbung zu legen. Auch nach der erfolgreichen Neuwahl 2012 blieb das Feld vorerst unbeackert, wenngleich schon im rot-grünen Koalitionsvertrag nachrichtlich vermerkt. In der Zwischenzeit zogen die Konkurrenten vorbei. Kapstadt, Kopenhagen und San Francisco machten Konzepte und Präsentationen – so wie Izmir, Sao Paulo und Jekaterinburg, die schließlich gegen Dubai unterlagen. Die Idee von der „Klima-Expo Ruhr 2020“ war geplatzt, bevor sich überhaupt jemand im Land ernsthaft mit ihr befasst hatte.
In den letzten Monaten haben die einschlägigen Bemühungen jedoch still und leise wieder Fahrt aufgenommen, wobei „still und leise“ den besonderen Umständen geschuldet ist. Man darf beträchtliche Beträge darauf verwetten, dass sie mit größerem Getöse schon längst präsentiert worden wären … wäre nicht die Bundestagswahl mit der Aussicht auf eine große Koalition zu Ende gegangen. Und hätte man nicht NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als Co-Verhandlerin in Berlin gebraucht. In der Konsequenz wurde eine Verkündigungsveranstaltung für die wieder angestrebte Expo-Bewerbung wiederholt verschoben: vom Frühsommer in den Spätsommer, vom Spätsommer in den Herbst, vom Herbst in den Winter. Denn Kraft soll die Pläne exklusiv und persönlich bekannt machen.
Seit dem Sommer sind sie bereits in einer Kabinettsvorlage konkretisiert: NRW will sich tatsächlich für die Expo-Ausrichtung bewerben. Anstelle der – inzwischen vergebenen – World Expo 2020 wird nun die „kleine“ International Expo 2022 angepeilt. Zu diesem Zweck hat die Landesregierung Ende Juni eine Koordinierungsgesellschaft mit dem Namen „Expo Fortschrittsmotor Klimaschutz GmbH“ gegründet. Sie soll „ein Forum zum Klimaschutz schaffen und dabei insbesondere vorhandene Projekte dokumentieren und bündeln, neue Projekte initiieren und regelmäßige Präsentationen konzipieren und durchführen.“
Auch die Geschäftsführer sind bereits benannt – SPD und Grüne haben sich auf Heinrich Dornbusch (47) und Wolfgang Jung (46) verständigt. Beide gelten als Energie-Fachleute: Dornbusch promovierte mit Forschungen zu Energietechnik und Kohlevergasung und kümmerte sich jahrelang um Technologietransfers zwischen Hochschulen und Wirtschaft. Jung leitete bis vor kurzem die „Projektgruppe Zukunftsenergien“ im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. Von seinem alten zum neuen Job sind es nur ein paar Schritte, denn auch die Expo-Landesgesellschaft hat nun ihren Sitz in jenem 300-Meter-Glasriegel, der 1995 mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet wurde.
Statt eines zentralen Expo-Schauplatzes wird in den aktuellen Plänen jedoch die Idee von einer übergreifenden Veranstaltung mit vielen verschiedenen Orten favorisiert. Vorbild ist dabei die „Internationale Bauausstellung Emscher-Park“ (IBA), die zwischen 1989 und 1999 die Ruhr-Metropole mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Projekten bereicherte. Die Frage ist allerdings, ob die Zeit noch für eine erfolgreiche Expo-Bewerbung langt. Denn die Konkurrenten stehen bereits in den Startlöchern: Kopenhagen wagt nach dem Ausscheiden im ersten Versuch nun einen zweiten Anlauf – womöglich mit einem schwimmenden Park. Auch Minnesota (USA), Newcastle (Australien) und die Kanarischen Inseln haben bereits ihre Hüte in den Ring geworfen.
Die NRW-Idee einer speziellen Expo zum Klimaschutz könnte in der Dubai-Nachfolge durchaus ankommen. Derzeit scheint man am Golf jedenfalls Klimaschutz noch mit Klimatisierung zu verwechseln. Nur: zügig müsste es jetzt gehen – oder man orientiert sich gleich auf die Expo 2025.
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