In den blauen Himmel von Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou werden Kochlöffel gestreckt. Eine in Afrika traditionelle Geste des weiblichen Protestes gegen das Patriarchat. Zehntausende sind an diesen Tagen auf den Straßen, um gegen den geplanten Verfassungsputsch von Staatschef Blaise Compaoré zu demonstrieren.
Die Regisseure Moussa Ouédraogo und Hans-Georg Eberl haben diese revolutionären Ereignisse, die im Oktober 2014 Burkina Faso erschütterten und schließlich den verhassten Machthaber stürzten, festgehalten. Herausgekommen ist der Dokumentarfilm „Revolution mit bloßen Händen“. Im Rahmen eines bunten Perfomance-Programms mit dem Ensemble „Labsa“ wurde dieser in Anwesenheit von Regisseur Hans-Georg Eberl aufgeführt. Eberl erzählte im Theater des Dortmunder Depot über die Hintergründe des Projekts: 2013 befand sich Regie-Partner Moussa Ouédraogo aufgrund politischer Verfolgung noch als Asylsuchender in Deutschland, dann brach in Burkina Faso die Revolution aus und er kehrte zurück. „Für uns war dann ziemlich schnell klar, dass wir einen Dokumentarfilm über die Ereignisse machen wollen“, erinnert sich Eberl in Dortmund.
Entstanden ist nicht nur eine Chronik der Ereignisse. Die Beteiligten und Weggefährten schildern im Film auch, wie sie einen gewaltlosen Protest organisieren: Hilfe für Verletzte oder Organisation von sicheren Rückzugsorten. Jede Revolution ist auch eine Explosion an Kreativität und Solidarität.
Auch für die Arbeit des transnationalen Ensembles „Labsa“ sind solche zivilgesellschaftlichen Prozesse wichtig. „Wir können uns nur von dem nähren, was um uns herum ist“, sagt Emilia Hagelanz, die neben Lena Tempich als künstlerische Leiterin fungiert. Das zeigt auch die neueste Arbeit des vor zwei Jahren gegründeten internationalen Ensembles mit jungen Menschen aus verschiedensten Ländern. Erfahrungen aus Flucht und Migration werden im Stück „Place to be: Shared“ aufgegriffen, das an diesem Abend das Publikum im Depot begeisterte.
Geschildert wird etwa die Fahrt von der Türkei nach Griechenland oder die Versuche, sich in einem neuen Land zurechtzufinden. Beigesteuert wurde das von den Ensemblemitgliedern: „Wir sind einfach viel zusammen und tauschen uns dann auch aus – auch Geschichten“, so Hagelanz. Das Ergebnis ist eine Collage aus Musik, Tanz und Text, die Perspektivlosigkeit, Panik, Verzweiflung vor Augen führt. Aber auch die Einsamkeit und Traurigkeit, auf die die Einzelnen zurückgeworfen sind. Eine Erfahrung, die auch Hagelanz teilt: „Als wir die Collage gemacht haben, habe ich für mich persönlich auch festgestellt, dass die Einsamkeit ein wichtiges Thema ist.“
Trotzdem ist „Place to be“ kein tristes Flüchtlingsstück. Denn die Ungewissheit zwischen neuer und alter Heimat wird als bunter Mix zelebriert, in dem munter gesteppt und gesungen wird. Eine künstlerische Erkundung nach einem Miteinander, einem neuen Ort des Zusammenlebens. In einer Szene der Performance beugen sich die DarstellerInnen zu einem großen Tunnel, durch den es sich zu winden gilt. Ein spielerisches Symbol für Vertrauen und Solidarität. Noch so ein Moment, den Kunst und Zivilgesellschaft gemeinsam haben.
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