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Roseline Rannoch, Modell Scala Infernalis, 2010
Foto: Presse

SpongeBob in Dortmund

28. Juni 2012

Roseline Rannochim Museum Ostwall - Ruhrkunst 07/12

Die zwei Granitbalken auf kurzen Holzbalken halten den ganzen Raum zusammen. Die Neusser Künstlerin Roseline Rannoch hat sie mit Reinzinn malträtiert, doch dem Stein konnte das Metall nichts anhaben, es prallte ab, es verteilte sich in getrockneten Pfützen auf den Balken und den es umgebenden Museumsboden. Auf einem Balken füllte es optisch eine Rille, mehr nicht. (Beat Me, 2011/2012)

Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin. Ihr künstlerisches Interesse gilt vorwiegend den Medien Skulptur und Installation, in letzter Zeit denkt sie auch über Performances nach. Ihre Arbeiten verbinden Plexiglas, Stahlplatten, digital bedruckte Stoffbahnen, gestisch gegossene Metalle, Obst und gefundene Objekte (handmade readymades) mit „klassischen“ Materialien wie Holz, Stein und Gips. Daraus entstehen undurchsichtige, komplexe, aber immer sehr räumliche Arbeiten mit einer hohen physischen Präsenz. „Logik des Materials“ nennt sie ihre prozesshafte Vorgehensweise, die auch einen gewissen Humor beinhaltet.

Im Dortmunder Schaufenster des Ostwall Museums zeigt die diesjährige Förderpreisträgerin der Kulturstiftung Dortmund die Installation „Beat me“, extra für den kleinen Raum hinter den Glasscheiben entworfen. Der erste Blick fällt auf einen silbernen SpongeBob (2012), der kopfüber in der Auslage hängt. Im hinteren Teil kommt er wie die Granitbalken auf den Seziertisch mit Hologramm (SpongeBobs, 2012). Eine radiante, antiprismatische (hört sich cool an) Plexiglasscheibe trennt zwei Siebenerreihen. Sechsmal den KinderTV-Serienstar und eine Zitrone. Auf der einen Seite in Natura und Plüsch, auf der anderen aus Aluminium, Zink und Zinn. Je nachdem, wie man schaut, überlagern sich die beiden Systeme.

Dazu befindet sich in der Installation noch der fluffige Digitalprint eines Treppenlifts (80x360cm, 2011), der viermal gedruckt ist, dreimal auf dem Kopf. Und ein Objekt aus Lack, Drahtseil, Bettzeug auf einem Kleiderständer. Das zeigt einen Leoparden, der die Besucher vor und hinter der Schaufensterscheibe scharf im Auge behält (Beat Me II, 2009). Warum? Das entzieht sich im Kontext der Installation meiner Kenntnis und Wahrnehmung. Hoffen wir aber, dass wenigstens SpongeBob das Martyrium überlebt.

„Beat me“ I bis 9.9. I MO Schaufenster #05 I Ostwall Museum, Dortmund I 0231 502 47 23

PETER ORTMANN

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