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Gianfredo Camesi, aus: Ecceíté (2008-2014)
Foto: Werner J. Hannappel; © Gianfredo Camesi

Stille Zeichen

31. Juli 2014

Gianfredo Camesi im Museum DKM – RuhrKunst 08/14

Im ersten Ausstellungsraum kreist ein Pendel knapp über dem Boden, von dieser Stelle führt ein weißer Kreidestrich zur Wand, an der ein Paar Sandalen steht. Auf der Wand selbst ist auf gleicher Höhe notiert: „010“. Mittig darüber befinden sich zwei Bilder hinter Glas: auf Augenhöhe innerhalb eines durchlaufenden Frieses eine tiefschwarze Fläche, die mittig durch einen Kreidestrich geteilt ist. Und unter der Decke ein frontales s/w-Porträtfoto des Künstlers, durch welches vertikal ein Bindfaden führt; dort ist am unteren Rand ein Holzstab eingeklemmt…

So komplex und einfach ist die Ausstellung von Gianfredo Camesi. Viele dieser Elemente kehren in den anderen Teilen der Ausstellung wieder, die sich über drei Räume im Museum DKM erstreckt. Neben dem Exerzitium in der Beachtung selbst gegebener Regeln erweist sich die Beobachtung der Natur als weiteres zentrales Motiv: Camesi hat in s/w-Fotos ihre allmähliche Veränderung festgehalten. Daneben folgen Reihen von Farbfeldern aufeinander, ausgehend von einem durch Quadrate gebildeten Kreuz. Ein Zugang zu der Ausstellung ist gleich im ersten Raum das Foto eines Buddha. Ein weiterer Zugang ist das Vorgehen von Gianfredo Camesi, der 1940 im Tessin geboren wurde.

Camesi arbeitet in jahrelangen Werkgruppen, die um die Suche nach universell lesbaren Zeichen kreisen, Kosmos und Leben als Fixpunkte nehmen und die Natur achten. Dazu hat er schon ab 1977 ein „Théâtre des Signes“, eine Folge von 1530 Zeichnungen zwischen Geometrie und einfacher Gegenständlichkeit entwickelt. Das Musée Rath in Genf hat dieses „Theater“ 1985 ausgestellt und dazu geschrieben: „In der Mitte zwischen den beiden Seitenflügeln deutet ein Senklot auf das Aufgerichtetsein des Körpers und seine Schwerkraft hin...“ Camesi arbeitet beharrlich an einer kontemplativen Zeichensprache, mehr intuitiv als rational verständlich, dabei begründbar und doch einzelgängerisch. Die Erfahrung seiner Werke in Ausstellungen hat viel mit Abschreiten und Innehalten und Stille zu tun – im Museum DKM ist er wahrlich gut aufgehoben.

„Gianfredo Camesi – Eccéité“ | bis 25.8. | Museum DKM in Duisburg | 0203 93 55 54 70

THOMAS HIRSCH

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