Als man Prinzessin Diana am 30. August 1997 aus dem Mercedes-Wrack zerrte, war dies der absolute Tiefpunkt der Paparazzi-Kultur, ihr Tod war ein Endpunkt einer gespenstischen Entwicklung zwischen spießiger Klatsch-Sucht und rücksichtsloser Raffgier, die nicht einmal mehr vor den Schlafzimmern der Prominenten und Schönen haltmachte. Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zeigt nun mit der Ausstellung „Shoot! Shoot! Shoot!" (aus einer Schweizer Sammlung) nicht nur die Bild-Ikonen der 1960er und 70er Jahre, sie zeigt auch Fotografie-Highlights von Richard Avedon oder Helmut Newton, die damals noch hautnah an die Stars herankamen, weil man ihrer Diskretion und ihrem Können vertraute. Ron Galella, der erste berühmte Paparazzi von damals dagegen bekam auch schon mal Schläge von Marlon Brando, eine Sitte die sich bis heute gehalten hat.
Auf farbigen Wänden hängen dort also endlos Fotos von Mick Jagger, Twiggy, Yves Saint Laurent (nackt 1971) und Brigitte Bardot (fast nackt) und und und – und man kennt fast alle der abgelichteten Stars und Sternchen mit Namen, heute gilt ja schon als Promi, wer bei einer Autohaus-Eröffnung den Sekt ausgeschenkt hat. Diese Ausstellung zeigt auch, wie dieser Trend angefangen hat, wie aus Menschen Stars, Millionäre, Göttergleiche wurden, einzig durch die Macht der Bilder und der damals beginnenden grenzenlosen Verbreitung durch Massenmedien. Aber diese Fotografien hatten noch Qualität, sie zeigten Wahrheiten, ja – auch damals wurde bereits (ohne Photoshop! – für die jüngeren Leser) geschummelt, aber die Performance, die selbst entworfene Darstellung der eigenen Oberflächlichkeit, wurde damals perfektioniert. Andy Warhol war das absolute Maß der Dinge. Auch er taucht – maskenhaft wie immer – auf zahlreichen Bildern auf, die alle noch schwarz-weiß waren. Nicht dass es noch keine Farbfilme gab, aber Farbe war uncool. Deshalb ist nur Edie Sedgwick, das erste It-Girl der Geschichte und Warhol-Muse als einzige farbig zu sehen. Sie hat die Zeit aus Sex, Drugs and Rock'n'Roll nicht überlebt. John Lennon nur kurz. Daran erinnert sein letztes Foto mit Yoko Ono im Bett (Annie Leibovitz, 1980).
Shoot! Shoot! Shoot! | bis 27. Mai | Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen | www.ludwiggalerie.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Wahrhaftigkeit der Fantasy
Walter Moers-Ausstellung in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
„Keine klassischen Porträtfotografien“
Kuratorin Kerrin Postert über „UK Women“ in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Sammlung 06/24
Kultige Cover
Designagentur Hipgnosis in Oberhausen – Ruhrkunst 03/24
Auf nach Phantásien!
Illustrationen zu Michael Endes Geschichten in Oberhausen – Ruhrkunst 10/23
Wege der Landschaftsdarstellung
Sven Drühl in Oberhausen – Kunst 08/23
Steinewerfer auf der Leiter
Barbara Klemm in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Kunstwandel 03/23
„Wir leisten hier echte Pionierarbeit“
Christine Vogt über die Preußler-Ausstellung in Oberhausen – Sammlung 08/22
Aus dem Nähkästchen
Strips und Stories in der Ludwiggalerie Oberhausen
„Es geht um den künstlerischen Seitensprung“
Comic-Experte Eckart Sackmann über die Ausstellung „VINYL!“ in Oberhausen – Sammlung 01/22
Flaneure vor Industriekulisse
Rudolf Holtappel in Oberhausen – Ruhrkunst 07/20
Skulpturen für alle
Jacques Tilly in Oberhausen – Ruhrkunst 03/20
„Sie hatte das Talent, die Leute zu lösen“
Museumschefin Christine Vogt zur Ausstellung über Linda McCartney – Sammlung 01/20
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24