Drei Jahr lang wird es bei der Triennale um die Beziehung der Künste und der Künstler zum Urmoment des Religiösen gehen. Nicht um Religion als fertiges System oder um Institutionen oder Kirchen, sondern um das neben Liebe und Tod andere große Thema der Kunst, Suche und Sehnsucht nach einem großen Zusammenhang, der die Begrenztheit der eigenen Existenz überwindet. Nachdem die großen politischen Utopien zusammengebrochen sind, befinden sich der einzelne und die Gesellschaft in einer Krise von Identität und Orientierung. In diesem Zusammenhang und in der bedrängenden Problematik von Globalisierung und Werteverfall soll die Frage nach der möglichen Bedeutung von religiöser Suche, von Spiritualität und Transzendenz mit den Mitteln der Kunst und aus der Sicht des Künstlers neu gestellt werden. 2009 fällt der Blick auf jüdische Kultur und jüdisches Denken. trailer-ruhr sprach mit der Dramaturgin Cathrin Rose über das Kindertheater-Programm der Ruhrtriennale.
trailer: Frau Rose, zwei Monate Ruhrtriennale. Drei tolle Tage für Kinder. Ist das nicht ein bisschen wenig?
Cathrin Rose: Das klingt jetzt erst einmal wenig, das finde ich auch. In den nächsten Jahren ist geplant, dass es wieder ein Stück für Kinder gibt. Aber wie das so ist, man kann nicht alles auf einmal machen. Es wird sehr viel stattfinden in 2010, in diesem Jahr gibt es nur diese drei Tage, aber auch wenn das wenig ist, inhaltlich werden die ganz toll. Insbesondere der Kindertag, da nehmen 14 Schulen teil, die kriegen Projektwochen, so wird drei Wochen für Kinder ganz viel stattfinden. Das finde ich schon ganz in Ordnung so.
Die Altersspanne beim Kinderfest ist 6 bis 14. Ist das nicht ein bisschen breit?
Das ist breit, aber wir haben wirklich Sachen an diesem Tag, die werden 6Jährige ganz gerne machen, basteln, sich schminken lassen, sich eine Kinderoper anhören, das alles gibt es. Dazu können sie jiddische Lieder und Tänze lernen oder ein jüdisches Gericht zubereiten. Es gibt aber auch ein Projekt mit einem Graffiti-Künstler, und da bin ich mir ziemlich sicher, dass auch die älteren Kinder Spaß daran haben werden. Für mich ist das ein Familientag, und ich hoffe, dass die Menschen breit gefächert kommen werden und dass sich die Kinder das heraussuchen, was ihnen Spaß macht.
Und was machen die 14- bis 18Jährigen?
Also irgendwann kann man auch bei den 14- bis 18Jährigen von Erwachsenen sprechen. Die sollen sich mal ganz schön was raussuchen, was sie sich anschauen wollen, ich denke da an „Dritte Generation“. Ich hab das gesehen in Berlin. Da behandeln junge Schauspieler das Thema „Wie gehen wir als dritte Generation mit dem Thema Holocaust um?“ und das auf eine geniale Art und Weise. Ich kann nur allen 14- bis 18Jährigen empfehlen, sich das als vierte Generation anzuschauen.
Ist denn geplant, für diese Altersgruppe auch einmal was Separates zu machen?
Wir haben eigentlich für diese Altersgruppe nie wirklich viel gemacht, weil das Jugendliche sind, die sich bei uns alle Sachen anschauen können. Wir begleiten das aber, wenn Schulklassen kommen. Die konnten in den letzten Jahren kommen und werden das auch in Zukunft tun können. Das begleiten wir ganz intensiv. Aber ein eigenes Programm für die zu machen, das hatten wir noch nicht, wir haben in diesem Jahr eine Musik-Akademie für die ganz Kleinen und wollen im nächsten Jahr, mit einem anderen Thema, so etwas auch für die Älteren tun. Aber diese Gruppe ist auch schwieriger zu erreichen.
Warum ist das Stück TAMAR so für Kinder geeignet? Sollen die fasten lernen?
Die Idee, Tamar für Kinder zu machen, stammt von Rupert Huber. Das ist ja der neue Künstlerische Leiter. Der hat ein ganz großes Anliegen, nämlich, Neue Musik Jugendlichen näher zu bringen. Das ist am Kindertag ja auch nicht der ganze Tamar mit Stockhausen, sondern sein Stück mit seinen Musikern. Da haben wir eine 5. Klasse und eine 10. Klasse drin, das mischt sich ganz wunderbar. Die Kinder und Jugendlichen dürfen zwischen den Musikern stehen, die werden mit im Geschehen sein und dabei hautnah erleben, was Neue Musik ist. Sie können ihn fragen, er kann erklären, was es bedeutet. Ich bin ganz froh, dass er dieses Angebot gemacht hat.
Sie sind auch Dramaturgin am Jugendtheater Theater Total in Bochum. Ist die Arbeit dort anders als bei der RuhrTriennale?
Theater Total ist ein Jugendtheaterprojekt. Die arbeiten das ganze Jahr über und bilden junge Menschen fürs Theater und das Leben aus. Wir sind hier ein Festival. Die junge Triennale produziert ein Programm für Kinder. Das ist grundsätzlich unterschiedlich. Aber Theater Total wird an der Triennale am Kindertag beteiligt sein. Es gibt zwar immer mehr Menschen, die mit großen Massen an Jugendlichen arbeiten, aber wir sind froh, mit einem Projekt wie Theater Total aus dem Ruhrgebiet zusammenzuarbeiten. Die Künstlerische Leiterin Barbara Wollrath-Kramer wird es schaffen, 150 Kinder und Jugendliche an diesem Tag zu begeistern.
Die junge Triennale konzentriert sich also auf diesen Tag?
Das ist zwar nur ein Tag, aber er ist vollgestopft mit ganz vielen Projekten, die eine sehr lange Vorbereitungszeit haben und sehr nachhaltig ist. Dann gibt es noch die Kinderakademie bei PACT Zollverein in Essen. Das findet Ende August statt, und was ich da ganz toll finde, ist, dass Kinder da mit den Musikern auf der Bühne ganz intensiv mitmachen können. Die werden hinterher in Schweiß gebadet sein, denn sie haben mit allem Musik gemacht, was sie in den Räumen von PACT finden.
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