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In Bestform: die Vollblutkomödiantin Sissi Perlinger
Foto: KCF

Auszeit am Abend – erquickend und labend

30. Oktober 2012

Perlinger, Busse, Edwards und Waghubinger bieten beste Gelegenheiten – Komikzentrum 11/12

Es ist eine wahre Geschichte, die die aus München kommende Vollblut-Komödiantin, Kostümbildnerin, Schauspielerin und Sängerin Sissi Perlinger in ihrem Programm „Gönn’ dir ne Auszeit“ am 17. November auf die Bühne der Stadthalle in Mülheim an der Ruhr bringt: Sie musste erst am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn dieser nicht mehr funktioniert. Kurz: Ein Tinnitus in Gesellschaft eines Burnout-Syndroms legte die arbeitswütige Berserkerin lahm. Nichts ging mehr. Aus dieser Erfahrung, die die Allround-Künstlerin vor Jahren gemacht hat, ist ein rundherum beeindruckendes Programm entstanden, eine überaus sehenswerte Folge von Texten und Songs, wie immer angereichert mit sensationell phantasievollen Kostümen und jeder Menge selbstironischer Seitenhiebe – ein Fest für Auge und Ohr. Und ein unüberhörbarer Appell an die Zuschauer, aus dem Hamsterrad auszubrechen und das Leben zu genießen. Frei nach dem Motto: „Beißt nicht ins Gras, raucht es lieber“.

Einen Rückblick auf sein inzwischen 71jähriges Leben wagt der Komiker, Kabarettist und Schauspieler Jochen Busse in „Wie komm ich jetzt da drauf?“ (am 22. in den Flottmann-Hallen in Herne). Wobei er keinen Abgesang anstimmt, sondern sich fragt, was alles noch kommen wird. Immerhin hat der Mann schon so einiges erlebt: Viermal war er verheiratet, x-mal stand er als Bösewicht vor der Kamera, seine Schauspieler-Kollegen halten ihn für einen Comedian, seine Fans für einen der präzisesten Akteure hierzulande. Wunderbar, wie Busse sich in einen Schnösel erster Güte verwandeln und mit todernster Miene verrückte Dinge von sich geben kann.

Auch bei Jango Edwards, der mit seiner Bühnenpartnerin Cristi Garbo am 17. November mit „Classics Duo“ in der Gelsenkirchener Kaue gastiert, wird man an die Vergangenheit erinnert, an Zeiten, in denen sich die Menschen noch richtig schön aufregen konnten, wenn einer splitterfasernackt über die Bühne spurtete, das Gemächt zwischen die Beine geklemmt. Inzwischen haut der 62Jährige mit der beweglichen Zunge zwar immer noch kräftig auf den Putz, veranstaltet alle möglichen Schweinereien, lässt sein Hinterteil kreisen und bezeichnet sich selbst als Arschloch – doch statt sich empört abzuwenden, kreischen die Zuschauer vor Vergnügen. Ein großer Anteil an dem Spaß ist der Garbo zu verdanken, die mal mit Früchtekorb auf dem Kopf, mal mit Pralinen im Mund singt – wobei ihre voluminöse Stimme aufs Schönste mit ihrer umfangreichen Erscheinung korrespondiert: ein Rasse-Weib mit Witz und Sinn für Drolerien.

Staubtrocken ist dagegen Stefan Waghubingers Humor. Wenn der Mann mit dem charmanten österreichischen Akzent zu reden beginnt, erhält der Zuschauer einen tiefen Einblick in Ungeheuerlichkeiten, die das Leben zu bieten hat. Der Typ auf dem Hocker kann erklären, wie es einst im Paradies zum Sündenfall kam, er kennt sich mit der Liebe, den Frauen und im Geschäftsleben aus – und traut sich sogar, seine Beobachtungen mit stoischem Gleichmut an den Mann zu bringen. Und zwar so, dass man sich darüber kaputtlachen kann, obwohl es eigentlich zum Heulen ist. Versichert Ihnen Ihre stets über Tage lebende

ANNE NÜME

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