Lünen, 16. November - Dokumentarfilmen haftet das Image an, trocken, pädagogisch und allein für das Fernsehen tauglich zu sein. Seit Jahren straft die Filmauswahl des Kinofests Lünen dieses Vorurteil Lügen. Regelmäßig belohnt das Publikum beim Kinofest das Genre mit dem Hauptpreis Lüdia. So auch in diesem Jubiläumsjahr.
Benedikt Kuby räumte mit seinem leisen aber eindrücklichen Portrait eines 82jährigen Bauern „Der Bauer bleibst du“ nicht nur den mit 10.000 Euro dotierten Publikumspreis ab, sondern konnte auch die Jury 60+ mit seinem Gedanken zu Tradition, Heimat und Aufbruch begeistern. Benedikt Kuby stemmte sein Werk beinahe allein: Buch, Regie, Kamera, Schnitt, Produktion und Verleih. Selbst die Filmplakate gestaltete er selbst. Nur die Musik überließ er einem Profi, dem Komponisten und Musikwissenschaftler Enjott Schneider. Und auch dieser ging bei den Auszeichnungen nicht leer aus und durfte sich über den Filmmusikpreis freuen.
Die jüngste Jury des Festivals, die Schülerjury 10+, vergab ihren Preis an den Kinofestveteranen Edward Berger, der die Lüdia bereits 1998 für „Gomez – Kopf oder Zahl“ in Empfang nahm. Mit seinem aktuellen Film Jack über einen tapferen Zehnjährigen aus Berlin nahm er das junge Publikum für sich ein. Die Schülerjury 16+ zeichnete „Liebe mich!“ von Philipp Eichholtz aus und war voll des enthusiastischen Lobes für die charakterstarke Zeichnung der Protagonistin.
Dass Frauen in der Filmbranche noch immer unterrepräsentiert seien, betonten die Mitgliederinnen der Jury für die Perle, der Preis für Frauen aus der Filmbranche, und freuten sich Schönefeld Boulevard von Sylke Enders auszeichnen sowie „Patong Girl“ von Susanna Salonen eine lobende Erwähnung aussprechen zu können.
An eine Filmschaffende ging der Drehbuchpreis. Regisseurin und Drehbuchautorin Johanna Moder überzeugte mit ihrem Langfilmdebüt High Performance schon beim Max Ophüls Festival, wo sie den Publikumspreis gewann. Auch beim Kinofest Lünen war die Jury bestehend aus Sabine Holtgreve, Waldemar Kobus und Hans Kohl einhellig von ihrer Geschichte über einen innerlich zerrissenen jungen Mann überzeugt.
Eben diese Jury vergab zudem den Berndt-Media-Preis für den besten Filmtitel. Timm Kröger war mit seinem schön antiquiert-sperrigen Titel Zerrumpelt Herz geradezu prädestiniert für diese Auszeichnung, zumal der Titel am Anfang seiner Arbeit stand und der Film erst langsam auf diesem aufbaute.
Den RuhrPott – Leserfilmpreis gab es für Das Salz der Erde von Wim Wenders, dessen Filme in Lünen stets auf großes Echo stoßen. Der Kinder- und Jugendfilmpreis Rakete ging an „Doktor Proktors Pupspulver“ von Arild Fröhlich, die Preise für die kurzen und mittellangen Filme an „Die Brunnenfrau“ und „Die Erledigung einer Sache“.
25. Kinofest Lünen I 13.-16.11. I Cineworld Lünen I www.kinofest-luenen.de
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