Ganz so einfach lässt sich der ganz große Schalter nicht umlegen. Mitten unter den Highlights der internationalen Lichtkunst in der Lindenbrauerei Unna zeigen Studierende und ein Professor der Hochschule für Bildende Künste Saar (HBKsaar) Arbeiten aus der universitären Forschung. „Switch“ zeigt einen ungewöhnlichen Fächer zeitgenössischer Auseinandersetzung mit physikalischem Licht und den Katakomben im Keller.
Wenn die Augen sich an die schummerige Beleuchtung gewöhnt haben, kann man die zehn Arbeiten suchen. Alle wollen die Funktion von Licht und Schatten erforschen, alle zeigen Bilder, installativ oder auch zweidimensional, getrennt durch dicke Wände, geteilt durch historische Lichtkunst-Arbeiten und doch eine alternative zum Hier und Jetzt? Je einfacher die Mittel desto wirkungsvoller ist manchmal das Ergebnis. Gerade zwei stille Arbeiten haben es mir besonders angetan. Das ist einmal rieselnder Staub. Den hat man zwar ab und an auch zu Hause, aber so konkret beleuchtet selten. Karen Fritz sucht atmosphärische Phänomene. Dafür baute sie eine Pumpe, die Staub von oben nach unten bläst. Für sich allein wäre die Substanz nicht zu sehen, doch sie wird mit Licht bestrahlt und entwickelt so ihre stoffliche Form für die eigenen Partikel, aber auch fürs Licht. Im Laufe der Ausstellung wird der Kegel am Boden immer größer, ein Nebenprodukt und doch auch visuelle Waage.
Etwas weiter geht es formal optisch ähnlich zu, wieder wird die vertikale Achse bedient. Jetzt aber mit Wasser. Hier generiert das Licht eine Art Blitz, der mit dem fallenden Tropfen gemeinsam in einen durchsichtigen Behälter fährt. Michael Voigt bezieht sich so nicht nur auf den Ort, sondern auch auf eine Inspiration durch die am selben Ort ausgeführte Grundidee von Olafur Eliasson. Gemeint ist hier „Der reflektierende Korridor“ – ein Entwurf von Eliasson zum Stoppen des freien Falls von Wasser (2002) quasi nebenan. Aber Voigts fallender Tropfen bringt auch noch das Wasser im Zielbassin in regelmäßige lichtreflexhafte Bewegung.
Prof. Daniel Hausig, mit dem einige der Studenten arbeiten, hat eher eine fotografische Arbeit installiert, deren Ursache später zu einer objekthaften bunten Wand führt, die Lichtstimmungen zeigt. Er benutzte eine programmierbare LED-Schnur von der Kabeltrommel, die Ausschnitte von weltweit ausgesuchten Landschaften mappte, deren Abbildungen sich quer durch die gesamte Ausstellung ziehen und diese so fast zusammenbinden. E ist das Alpha und das Omega. Gewagt im Keller, aber auch nur als Metapher zu gebrauchen, weiß jemand wie Tokio leuchtet? Hier können sie es sehen.
Bei Ingo Wendt gibt es die zwei Seiten der Medaille unter der Decke. Dort rotiert eine tonnenartige Maschine Gitterkörbe mit farbigen Folien. Lichtmalerei vom Steampunk zum Prisma, die Dimensionen geben ihm wohl die Sicherheit, auch ungewöhnliche Formate fast malerisch bearbeiten zu können. Unser Verhältnis zum Medium Licht wird sich weiter verändern, auch der künstlerische Umgang mit ihm löst sich vom Geruch der Beleuchtung.
„Switch HBKsaar“ | bis 10.7. | Lichtkunstmuseum Unna | 02303 10 37 51
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