Seit über einem Monat rattert der goldene Melez-Zug nicht mehr auf den Schienen des Ruhrgebiets. Schade! Die Waggons waren immer prall gefüllt mit Publikum und mit unberechenbaren, unglaublichen und berührenden Programmpunkten: türkisch-griechische Sprachkurse im Zugabteil, Liebeslieder von Passanten, russischer Jazzpunk auf der Fahrt von Dortmund nach Dortmund … Jetzt herrscht wieder die Anonymität auf der oft quälend langen Verbindungsachse der länglichsten Metropole des Planeten. Die Reisenden sind autistisch beschäftigt mit ihren elektronischen Begleitern, die Ohren verstöpselt, die Finger an Tasten und den Blick auf Displays geklebt. Viele fliehen dieser Monotonie, indem sie sich mit ihrem Auto in das A40-Stillstehleben stürzen. Dabei ist der Beweis erbracht worden, dass es auch anders geht. Melez ließ das Reisen wieder zu einem Ereignis werden. Melez war nicht so elitär wie eine Kreuzfahrt durch die Karibik und nicht ganz so beliebig wie die Kulturschaffenden in den U-Bahnen von Berlin, Paris, London oder New York, die während der Fahrt zwischen zwei Stationen ein paar Münzen bei den Fahrgästen einsammeln. Der goldene Zug darf also auf dem Abstellgleis vergammeln. Nur beherzte Veranstalter sind noch zu finden. Dann wäre an jedem Wochenende der Melez-Zug wieder unterwegs. Er würde die Ausflügler und Nachtschwärmer transportieren und einstimmen auf ihre Erlebnisse in der spannendsten Region von der ganzen Welt.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Ruhrgebietsstory, die nicht von Zechen handelt“
Lisa Roy über ihren Debütroman und das soziale Gefälle in der Region – Über Tage 04/24
„Was im Ruhrgebiet passiert, steht im globalen Zusammenhang“
Die Dokumentarfilmer Ulrike Franke und Michael Loeken über den Strukturwandel – Über Tage 03/24
„Einer muss ja in Oberhausen das Licht ausmachen“
Fußballfunktionär Hajo Sommers über Missstände im Ruhrgebiet – Über Tage 02/24
„Mir sind die Schattenseiten deutlicher aufgefallen“
Nora Bossongüber ihre Tätigkeit als Metropolenschreiberin Ruhr – Über Tage 01/24
„Hip-Hop hat im Ruhrgebiet eine höhere Erreichbarkeit als Theater“
Zekai Fenerci von Pottporus über Urbane Kultur in der Region – Über Tage 12/23
„Das Ruhrgebiet erscheint mir wie ein Brennglas der deutschen Verhältnisse“
Regisseur Benjamin Reding über das Ruhrgebiet als Drehort – Über Tage 11/23
„Kaum jemand kann vom Schreiben leben“
Iuditha Balint vom Fritz-Hüser-Institut über die Literatur der Arbeitswelt – Über Tage 10/23
„Es hat mich umgehauen, so etwas Exotisches im Ruhrgebiet zu sehen“
Fotograf Henning Christoph über Erfahrungen, die seine Arbeit geprägt haben – Über Tage 09/23
„Man könnte es Stadtpsychologie nennen“
Alexander Estis ist für sechs Monate Stadtschreiber von Dortmund – Über Tage 08/23
„Für Start-ups sind die Chancen in Essen größer als in Berlin“
Unternehmer Reinhard Wiesemann über wirtschaftliche Chancen im Ruhrgebiet – Über Tage 06/23
„Radikale Therapien für die Innenstädte“
Christa Reicher über die mögliche Zukunft des Ruhrgebiets – Über Tage 05/23
„Das Ruhrgebiet wird nie eine Einheit werden“
Isolde Parussel über Hoesch und den Strukturwandel – Über Tage 04/23
„Gemessen am Osten verlief der Strukturwandel hier sanft“
Ingo Schulze über seine Erfahrungen als Metropolenschreiber Ruhr – Über Tage 02/23
„Im Fußball fanden die Menschen den Halt“
Ben Redelings über die Bedeutung des Ballsports im Ruhrgebiet – Über Tage 01/23
„Typen wie wir verewigen einen Ruhrpott-Charme“
Gerrit Starczewski über seinen Film „Glanz, Gesocks & Gloria“ – Über Tage 12/22
„Dieser Arbeitskampf bestimmte unser Leben“
Brigitte Sonnenthal-Walbersdorf über den Streik der Hoesch-Frauen – Über Tage 11/22
„Die Transformation liegt hier in der Luft“
Sofia Mellino über ihren Film „Future Ruhr“ – Über Tage 10/22
„Die junge Generation macht hier einfach ihr Ding“
Sandra Da Vina über die Kreativbranche im Ruhrgebiet – Über Tage 09/22
„Wir Ruhrgebietsmenschen sind kleine Gallier“
Hennes Bender über seine Asterix-Bände und den Charme des Potts – Über Tage 08/22
„Zeit, sich diverser zu präsentieren“
Rapper Schlakks über Potentiale und Kolonialismus im öffentlichen Raum – Über Tage 07/22
„Ruhrgebiet hatte immer etwas Mythisches“
Metropolenschreiber Ruhr Ariel Magnus über fremden Blick auf die Region – Über Tage 12/20
„Über Generationen immer weitergegeben“
Autor Christoph Biermann über die identitätsstiftende Bedeutung von Schalke – Über Tage 11/20
„Hauptsache, Kunst erreicht die Herzen“
Musikerin Anke Johannsen über Kreativität und Haltung im Ruhrgebiet – Über Tage 10/20
„Sozialer und politischer Sprengstoff“
Soziologe Andreas Reckwitz über gesellschaftliche Dynamik in Metropolen – Über Tage 09/20
„Jetzt sollten wir den Sprung wagen“
Politikwissenschaftler Claus Leggewie über Multikulturalität im Ruhrgebiet – Über Tage 08/20