Während sich das Wetter am letzten Festival-Tag äußerst unschlüssig zeigte, wussten die Booker der jeweiligen Bühnen zu 100 Prozent wo die Reise musikalisch hingehen sollte. Das erste Ausrufezeichen setzte die junge Band Nbraska aus Limburg um die 17 jährige Sängerin und klassische Pianistin Francis. Mit starker Stimme zog sie das Publikum in ihren Bann, die meist unaufdringliche Instrumentierung diente lediglich als musikalischer Rahmen. So wunderte es auch nicht, dass es sich bei der vom Publikum mit Recht geforderten Zugabe um ein Solo-Stück am Klavier handelte. Diese Band und vor allem diese Sängerin sollte man für die Zukunft auf dem Zettel haben.
Stotternder Motor
The Secnd, aus einem Kaff bei Bremen stammend, eröffneten den Reigen der 1LIVE-Bühne. Träumerischer Pop mit, wie es sich heutzutage gehört, Elektro-Beats aufgepeppt, der durchaus gefällig aber für das feierwütige Publikum eine Spur zu gesetzt daherkam. An der noch etwas verhaltenen Stimmung konnte auch die Quoten-Hommage an die Stadt New York nichts ändern. Auch vor der Ringbühne war beim Auftritt der Raubaukendisko noch die Handbremse angezogen. Auch hier regierten Beats, gepaart mit Sprechgesang und Texten übers Twen-Sein. Das Publikum hielt sich jedoch größtenteils mit Sicherheitsabstand im Schatten auf und lies sich nur schwer zum Tanz animieren.
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Besser lief es für die Lokalhelden von Mira Boom. Als Punkband angefangen, als Pop-Formation nun auf die Sparkassen-Bühne. Ein Traum sei in Erfüllung gegangen, wird die Band nicht müde zu betonen – und das merkte man den Jungs an. Mit ordentlich Spaß in den Backen und einer Spur Ehrfurcht erspielten sie sich ihr Publikum im Sturm. Musikalisch am ehesten mit den mittlerweile aufgelösten Mikroboy vergleichbar, sorgten sie sogar für den einen oder anderen Singalong der Zuschauer.
„Ist das Maxim?“
Mit Milliarden, als Ersatz für Radio Havanna, und Red City Radio wurde es dann lauter. Erstere, bekannt durch den Song zum Film „Tod den Hippies, es lebe der Punk“ wärmten das Publikum auf, ehe letztere die aufgeheizte Meute dann zum Moshpit baten. Die stimmgewaltige Band aus Oklahoma dufte sich sogar über ein recht textsicheres Publikum freuen, welches wohl nicht die erste Show der Punk-Band besuchte. Genre-Freunde blieben dann einfach vor der Bühne stehen und warteten auf Rantanplan, alle anderen pilgerten zu Joris. „Ist das Maxim?“ fragte eine ältere Dame ihren Sohn und man konnte sie verstehen. Leicht rauer Gesang mit deutschen Texten und organischer Instrumentierung ist en vogue. Das ist spätestens seit dem Erfolg von Casper, Maxim und Clueso klar. Joris und Band überzeugten, rissen mit und zeigten sich der Position als Sonntags-Headliner würdig. „Herz über Kopf“ stürzten sich schließlich Band und Fans in die Zeilen des großen Hits. Aus der Ferne hörte man Rantanplan ihr persönliches Highlight schmettern: „Und Sie essen die Reste von gestern und sie kauen und verdauen und sie hören nicht auf zu reden weil sie immer noch so schlau sind“. Im Riff tranken die Hartgesottenen noch einen Schnaps auf den mehr als geglückten 30. Geburtstag des Festivals. Gute Nacht Bochum. Bis zum nächsten Jahr.
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