Es ist das tausendste Mal, dass Swen O. Heiland einen Konzertauftritt hinlegt. Und zwar in seiner Heimatstadt, wo er als Rich Kid Rebellion auf der trailer-bühne passend zu diesem Jubiläum einen frisch getexteten Song performt: „Someone else“, so der Titel, den er gerade noch in der Bahn geschrieben habe. „Das Leben ist ein großer Zyklus, man sieht sich immer zwei Mal“, ergänzt Heiland.
Der Singer-Songwriter reiste nicht nur aufgrund zahlreicher Konzert- und Festivalauftritte durch die Welt, sondern auch durch die Musikgenres. An diesem Donnerstagabend verweist sein Iron-Maiden-Shirt bereits auf seine musikalische Herkunft: Metal. Doch den hat er hinter sich gelassen, auch wenn sich zuweilen noch schroffere Gitarrenriffs in seine Darbietung einschleichen. Ansonsten zelebriert Rich Kid Rebellion einen Kuschelrockklang, für den er zugleich das passende Marketingetikett lancierte: „pfiffige Mädchenmusik“.
Warum er das Genre wechselte, erklärt Heiland in einer Anmoderation: „Du musst ein Genre finden, in dem du Chef bist.“ Und so macht es Rich Kid Rebellion an diesem Abend zur Chefsache, mit seinen vielen Romantik- und Lovesongs ein gemütliches Flair zu verbreiten, während von der großen Bühne ein paar Meter weiter die Bässe wummern.
Heiland knüpft damit abschließend an den Sound an, der bereits vor ihm ein anderer Lokalmatador versprühte: Slowtide. Denn auch der Bochumer Singer-Songwriter pflegt einen Stil, wie dieser bekannt ist von Pop- oder Folk-Ikonen wie Nick Drake. Und so singt Kevin Werdelmann, wie er bürgerlich heißt, unter anderem Titel seines Erfolgsalbums „Origins“, darunter den Song „Solid Water“, eine melodische Ballade, die für Entschleunigung sorgt.
Denn zuvor heizten noch die Jungs rund um Kester Crosberger ein, die zwar ebenso auf leicht zugänglichen Singer-Songwriter-Sound setzen. Doch in Songs wie „Miss Sugarwine“ finden sich ebenso Rap, oder vielmer Trap-Elemente. Das Ergebnis sind Radiosongs, irgendwo zwischen Justin Biber und Money Boy.
Oder eine „coole Cross-Over-Comination“, wie es Crosberger in einer Anmoderation formuliert. Dazu zählt sich auch der Song „Skater Boy“, in dem ein Hauch von Skatepunk mitschwingt. Zumindest stellt sich der Musiker auf der Bühne die Frage, wo die szeneüblichen Kickflips zu sehen sind. Denn während seines Auftritts drängt vor allem ein jüngeres, zum Teil bereits bierseliges U20-Publikum an die trailer-bühne und sorgt für einen gelungen Auftakt von Bochum Total sowie zu einer Erkenntnis für die nächsten drei Festivaltage: The Kids are all b(e)reit.
Bochum Total | bis 10.7. | bochumtotal.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Pessimistische Gewürzmädchen
Maustetytöt im Düsseldorfer Zakk – Musik 11/24
Komm, süßer Tod
„Fauré Requiem“ in der Historischen Stadthalle Wuppertal – Musik 11/24
Konfettiregen statt Trauerflor
Sum41 feiern Jubiläum und Abschied in Dortmund – Musik 11/24
Erste Regel: Kein Arschloch sein
Frank Turner & The Sleeping Souls in Oberhausen – Musik 10/24
Eine ganz eigene Kunstform
Bob Dylan in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle – Musik 10/24
Psychedelische Universen
Mother‘s Cake im Matrix Bochum – Musik 10/24
Sich dem Text ausliefern
Bonnie ,Prince‘ Billy in der Essener Lichtburg – Musik 10/24
Improvisationsvergnügen
Das Wolfgang Schmidtke Orchestra in der Immanuelskirche – Musik 09/24
Essen-Werden auf links drehen
Cordovas im JuBB – Musik 09/24
Rock ‘n‘ Roll ohne Schnickschnack
Gene Simmons und Andy Brings in der Turbinenhalle Oberhausen – Musik 08/24
Vielfalt, Frieden und Respekt
3. Ausgabe von Shalom-Musik.Koeln – Musik 07/24
Die Ruhe im Chaos
Emma Ruth Rundle in Bochum und Köln – Musik 07/24
Musikalische Feier
Markus Stockhausen Group im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden – Musik 07/24
Verzauberung des Alltags
The Düsseldorf Düsterboys in Essen – Musik 07/24
Brachialromantik im Tempel
Qntal in Oberhausen – Musik 07/24
Von Roskilde nach Dortmund
Blasmusiker LaBrassBanda in Dortmund – Musik 06/24
Die Tarantel hat immer noch Biss
Tito & Tarantula in Dortmund – Musik 06/24
Doppelkonzert der Extraklasse
Ghost Woman und Suzan Köcher Duo in Düsseldorf – Musik 06/24
Eine Extraschicht Kultur
Festival Extraschicht 2024 im Ruhrgebiet – Musik 05/24
Mehr Wut, bitte!
Wilhelmine begeisterte in Bochum – Musik 05/24
„Erstarrte Konzertrituale aufbrechen“
Interview mit dem Direktor des Dortmunder Festivals Klangvokal, Torsten Mosgraber – Interview 05/24
Nichts Weltbewegendes?
53. Moers-Festival – Festival 05/24
Noten sind nicht maskulin
Das Komponistinnenfestival Her:Voice in Essen – Festival 05/24
Die mit dem Brokkoli kuschelt
Mina Richman in Recklinghausen – Musik 04/24
Auf Tuchfühlung
Indie-Rocker LEAP in Dortmund – Musik 04/24